
Das war das erste Mal, dass Damian und Jorrin aneinander geraten sind. Damian wollte so schnell wie möglich losfahren, während bei allen anderen noch Chaos herrschte. Es gab tatsächlich einige Dinge, die wir eher hätten erledigen müssen. Der Plan für heute war es 8 km bis Lands End und von dort nach Cornwall zum Eden Project zu fahren, wo Jorrin uns einen netten Empfang organisiert hat. Unser Endziel war eine Jugendherberge in St. Just. Insgesamt standen 100 km durch unwegsames Gelände, enge, steile Straßen mit bis zu 20 % Gefälle. Das härteste Gebiet zum Fahrradfahren in ganz England. Wir haben die erste Etappe nach Lands End geschafft nachdem Ian uns noch einen Vortrag über die Etikette des Radfahrens im Team gehalten hat. (Nach steilen Anstiegen sollte man auf seine Gefährten warten, vor Schlaglöchern warnen, etc…) Er hat sich wirklich bemüht die Gruppe zusammenzubringen.
In Lands End trafen wir Andrea. Dort starten viel Radsportler ihre Touren oder kommen dort an. Wir trafen ein paar Jungs, die es ohne weitere Unterstützung von John O’Goats dorthin geschafft haben. Wir versuchen das in 10 Tagen zu schaffen mit Unterstützung durch den Van, zwei mal Zelten, ohne freie Tage zwischendurch, 100 Meilen (130 km) am Tag.
Der Tag war durchzogen mit Verzögerungen, verursacht durch Spannungen in der Gruppe… Bis 13 Uhr sind wir immer noch nicht richtig auf Tour gewesen. Damian hatte sein Navigationsgerät bereits auf die Jugendherberge in St. Just eingestellt, Jorrin hingegen hat sich hingegen, wie geplant, auf seiner Karte die Route zum Eden Project herausgesucht, was einen Umweg von 26 km bedeutet. Zuerst sind wir alle Damian gefolgt, aber als klar wurde, dass sein Weg nicht über das Eden Project führte, entschieden sich Jorrin und Ian sich von der Gruppe zu trennen und allein dorthin fahren.
Oli, Damian und ich beschlossen direkt nach St. Just zu fahren, es war immerhin schon fast 13.30 Uhr und wir hatten noch ca. 115 km vor uns. Die Landschaft in Comish war wirklich atemberaubend. Während wir die teilweise ziemlich engen Straßen auf und ab fuhren, konnten wir wunderbar die grüne Natur bestaunen. Wir sahen mit Palmen gesäumten Stränden und viele exotische Pflanzenarten. Am blauen Himmel brannte die Sonne. Bei 30°C kamen wir ganz schön ins Schwitzen. Wir tranken Wasser mit Aktivformel, das mit so viel Süßstoff versetzt war, dass mein Hals wehtat und mein Magen anfing verrückt zu spielen. Der Erfinder des Süßstoffs sollte bestraft und das Zeug verboten werden.
Die Fahrt ging schmerzhaft langsam voran… Die bergige Landschaft verlangte uns alles ab. Wir nahmen hauptsächlich die Landstraßen um die stärker befahrenen Straßen zu meiden. Das war eigentlich der perfekte Weg, aber das Navi war teilweise zu langsam beim Aktualisieren der Route, so gelangten wir öfter auf Feldwege, was uns im Endeffekt bestimmt 7 km Umweg gekostet hat.
Um 17 Uhr waren wir alle abgekämpft, hatten aber noch 25 km vor uns, bei unserer Geschwindigkeit würde das etwa 2,5 Stunden dauern. Ich bin noch nie 130 km an einem Tag mit dem Rad gefahren und sie kamen mir zudem wie 200 vor durch das ständige Auf und Ab. Ich war physisch und psychisch am Ende als Damian die letzten 7 km einläutete. Ich habe keine Ahnung wie ich das letzte Stück durchhalten konnte.
Um 19.30 Uhr waren wir endlich am Hostel. Es steht direkt an einer Steilküste und man hat eine schöne Aussicht über den Atlantik. Wir wurden freundlich begrüßt. Aber was sollten wir jetzt machen? Das Auto war nicht da. Wir hatten nichts zu Essen, keine Wechselsachen, kein gar nichts. Ich musste mich erst mal hinlegen. Dann ging ich duschen und musste mich mit einem Kopfkissenbezug abtrocknen. Frisch geduscht hatte ich keine andere Wahl als meine Fahrradsachen wieder anzuziehen. Ich wickelte mich in meine Decke und kuschelte mich ins Bett. Die freiwilligen Mitarbeiter aus dem Hostel versorgten uns spontan mit Dosensuppe und Schokoriegeln. Später gab es auch Pasta. Es war 23.30 Uhr als Jorrin und Ian auch endlich ankamen. Viel mehr habe ich an dem Abend auch nicht mehr mitbekommen…
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