Thursday, 25 June 2009

Meine Herausforderung: 1000 Meilen durch Japan

Was ist meine Herausforderung? Meine Herausforderung ist es 1000 Meilen (das entspricht etwa 1600 km) mit dem Fahrrad zu fahren und dabei das Land und die Kultur Japans zu entdecken. Ich hoffe auf meiner Reise, die am 3. Mai beginnt, einen Einblick in die Lebensträume, Hoffnungen, Sehnsüchte und Herausforderungen anderer Leute zu gewinnen. Im Endeffekt ist das Leben das, was ein jeder daraus macht und ich möchte erfahren was Menschen in Japan aus ihrem Leben machen wollen. Wenn wir mit dem Unbekannten konfrontiert werden, erwacht unser Geist und unsere Seele. Durch diese Reise werde ich ein weiteres Mal über den berühmten Tellerrand schauen und Entscheidungen treffen müssen, die ich noch nie zuvor treffen musste. Ich werde Menschen treffen, die ich nie zuvor gesehen habe und eine völlig unbekannte Kultur kennenlernen. Die ungewohnten Sitten der Japaner werden mich dazu herausfordern das Neue zu entdecken und das Beste aus allem zu machen, was mir geboten wird.


Ich werde versuchen das alles mit dem kleinstmöglichen Budget umzusetzen. Das Zelt wird für diese sechs Wochen mein Zuhause sein und ich werde von dem Leben, was Land und Leute mir bieten. Im rechten Bild könnt ihr eine Kalligrafie sehen, sie bedeutet "Kriegergeist", etwas, das man durch innere Ruhe, Ehrlichkeit und Offenheit erlangt. Ich beschäftige mich bereits einige Jahre ausgiebig mit den Martial Arts (asiatische Kampfkünste). Das hat mich gelehrt, dass man auch durch die Erfahrung von Schmerz etwas lernt. Der Weg zum Erfolg und zur Freiheit ist nicht von Rosen gesäumt- er ist steinig. Meine 1000 Meilen Herausforderung wird mich auf jeden Fall stärker und - hoffentlich - auch ein wenig weiser machen ;)

Mit diesem Vorhaben möchte ich Gelder für Embrace, die gemeinnützige Organisation, für die ich arbeite, sammeln, um einen Fond zu eröffnen, der junge Unternehmer dabei unterstützt ihre Ideen für Geschäfte und Projekte in die Tat umzusetzen. Ich lade euch dazu ein mich zu sponsern, um dieses Vorhaben zu fördern. Jedes Jahr kommen ca. 150 junge Erwachsene zu Embrace. Besonders jene, die für längere Zeit ein Praktikum durch uns absolvieren sind herzlich dazu eingeladen mit uns ihren Lebenstraum zu finden und vorzubereiten. Viele von ihnen haben Geschäftsideen (der eigene Modeladen, Cafés, IT Firmen, Handwerksbetriebe oder ökologische Landwirtschaft) und Projekte, für die sie sich begeistern. Embrace hilft jungen Leuten aus dem Vereinigten Königreich, Europa und Afrika (Bilder links: Milkyas Mesfin aus Äthiopien und Michaela Ruhland, die großen Unternehmergeist zeigen und großartige Geschäftsideen haben).

Zusammen mit EUCH können wir Embrace helfen Geld zu sammeln, um den jungen Unternehmern zinsfreie Kredite zu gewähren und sie in den notwendigen Bereichen ausreichend zu schulen. Unterstützt mich auf jedem Weg, der euch beliebt. IHR könnt eine Meile für wahlweise £ 10 oder 10 € kaufen und mein Ziel ist es Spenden für 1000 gefahrene Meilen zu bekommen. Diese 1000 Meilen WERDE ich radeln, komme was wolle!

Ihr könnt in bar oder per Scheck (an die 'Embrace Cooperation Ltd.') spenden oder das Geld auf das Konto unseres deutschen Partners Reisebüro Olivia Hoppe überweisen (Verwendungszweck: ESMC 1000 Meilen):

Reisebüro Olivia Hoppe
Sparkasse Elbe-Elster
Blz: 180 510 00
Kto: 3400 200 360

Ihr könnt ebenso per PAYPAL spenden. Hierfür klickt einfach den DONATE Button auf der rechten Seite. Das gesamte Embrace-Team und ich sagen DANKE für euren Beitrag Lebensträume wahr werden zu lassen!

... What goes around ... cycles around ...

1100 Meilen - geschafft!

Es ist geschafft! Sechs Wochen Japan sind vorbei, 1100 Meilen (1800 km) sind geradelt. Es war nicht nur eine Fahrradtour, sondern auch eine spirituelle Reise durch ein Land, in dem der Glaube und die Anbetung der unzähligen Götter für viele eine große Rolle spielt. Die vielen Tempel und Schreine erinnern immer wieder daran beten zu gehen, sich ein wenig Weihwasser zu holen oder einen Aufkleber fürs Auto, um eine sichere Fahrt zu gewährleisten.

Ich fühle mich mittlerweile verbunden zu diesem Land der Kontraste, in dem alte Tempel genau neben Wolkenkratzern stehen. Die Erfahrungen und Erinnerungen dieses Erlebnisses werden mir erhalten bleiben und ich werde noch lange davon zehren.

Faszinierende Bräuche und tief verwurzelte Verhaltensmuster haben auf jeden Fall einen unvergesslichen Eindruck hinterlassen. In Sachen Höflichkeit, Ernsthaftigkeit bei der Arbeit und die Kundenfreundlichkeit im Allgemeinen kann Japan vielen westlichen Ländern, in denen das Wort „Servicewüste“ erfunden wurde, etwas vormachen. Natürlich gab es auch dort Dinge, die mir auf die Nerven gegangen sind, wie z.B. die Respektlosigkeit vieler Autofahrer den Radfahrern gegenüber, dass Leute einfach ihre Motoren laufen ließen, wenn sie einkaufen gingen oder die inakzeptablen Radwege in gefährlichen Straßen. Wie dem auch sei, nichts ist perfekt und in Anbetracht der vielen Höhepunkte, konnte mir das die Reise nicht vermiesen.

Alles in allem konnte die aus am eigenen Leib erfahren wie offen, gastfreundlich, nett und großzügig die Leute sind, die ich getroffen habe. In diesem Blog habe ich nur ein paar der Erfahrungen geschildert, die ich machen durfte. Es waren einfach zu viele Dinge, die aus dieser 1000 Meilen Challenge ein 1100 Meilen Vergnügen gemacht haben. Außer, dass es körperlich sehr anstrengend war und ich und mein Fahrrad öfter mal Hilfe brauchten, habe ich jetzt eine klare Vorstellung davon wie mein Leben weitergehen soll. Natürlich standen viele Dinge schon fest, bevor ich nach Japan gegangen bin, aber jetzt habe ich auch gemerkt, welchen Aspekten in meinem Leben besondere Aufmerksamkeit gebührt. Dazu gehören Gesundheit, Wohlstand und auch gesunde und glückliche Beziehungen. Das eine Buch, das ich mitgenommen habe, „The Law of Attraction (The Secret Behind the Secret)“, war eine große Inspiration während der gesamten Reise für mich. Ich habe es sogar zweimal gelesen, um sicher zu gehen, dass die Lektionen fest verankert bleiben.

Hier sind einige der unvergesslichsten Eindrücke meiner Reise nach Japan:

• ein gemeinsames Bad mit tätowierten Yakuza (Asama Onsen in Matsumoto)
• der unvergessliche Duft und die Atmosphäre bei der Fahrt auf der R360 (von Takayama nach Toyama)
• mit Minoru-san am Fluss zu sitzen und Sushi zu essen & mein erstes „Crystal Bowl“ Konzert mit Ikuko-san (Kanazawa)
• mit Yoshiaki und Nishiyama am Lagerfeuer zu sitzen und Fisch zu grillen (Noto, Wajima)
• die Fahrt auf der R8 entlang der wunderschönen Küste (von Toyama nach Joetsu)
• die Einsamkeit und der Frieden und natürlich alle paar Tage einen neuen Platz für mein Zelt zu finden…

Was kommt als nächstes? Ich habe mir vorgenommen ein Buch über die Lebensweise und Geschichten der Samurai während der Edozeit (1603 – 1868) zu schreiben, während ich durch einige der wichtigsten Teile Japans in der heutigen Zeit radele.

Außerdem werde ich einen kurzen Film zusammen schneiden, aus dem Material, das ich in Japan mit meiner Handkamera gedreht habe. Es sollte ein unterhaltsamer „Mit dem Fahrrad durch Japan“ Film werden… Seht ihn euch an! An dieser Stelle möchte ich noch mal bei allen bedanken, die mich bei diesem Abenteuer unterstützt haben! Insgesamt haben wir über £1000 an Spenden gesammelt und dieses Geld werden wir dafür nutzen, junge Unternehmerinnen und Unternehmer zu fördern. Es wird noch eine 1000 Meilen Challenge im Mai 2010 geben. Diesmal geht es von Landsend (Cornwall, UK) nach John O’Groats (Schottland). Wenn ihr Interesse habt mitzumachen, meldet euch!


Kyotse kete und
domo arigato gozaimashita,

Dirk

Monday, 22 June 2009

31.Mai - 03.Juni - Ab nach Hause...

Jetzt erzähle ich von meiner Reise von Toyama, an der Küste des Japanischen Meeres, nach Noda, in der Nähe von Tokio. Die Strecke betrug ungefähr 380 km und ich habe vier Tage gebraucht, um von der Küste über die nördlichen Japanischen Alpen aufs Festland zurück zu kommen. Als ich in Toyama startete, hatte es in der Nacht zuvor ziemlich stark geregnet und am Morgen noch genieselt. Ich nutzte die Zeit, die mir dadurch fürs Fahren verloren ging, um am Bahnhof ins Internet zu gehen und um etwas zu trinken zu besorgen. Als ich um 10 Uhr wieder zum Zelt zurückkehrte, war das Nieseln wieder zu einem starken Regen geworden. Ich packte meine Sachen und zog meine Regenkleidung an, die mich zumindest eine Weile trocken hielt. Die Straße, die aus Toyama führt, war sehr stark befahren und der Regen machte es auch nicht besser. Ich musste auf der Fahrbahn fahren, der Radweg war zu oft unterbrochen und teilweise zu steil. Die R8 wurde dann ruhiger und wandelte sich in eine schöne Straße am Meer. (siehe Foto).

Nach 30 km hat es endlich aufgehört zu regnen und ich konnte die steilen Anstiege und die kurvigen Abfahrten durch Tunnel und entlang der eindrucksvollen Küste richtig genießen. Ich hielt oft an um Videos und Fotos zu machen. Ich konnte nun mit dem Kamikaze (heiliger Wind) im Rücken fahren. Auf geraden Strecken habe ich sogar 40 km/h geschafft, was sehr gut war, da ich mir das Ziel gesetzt hatte, so viele Kilometer wie möglich an diesem Tag zu schaffen. Ich kam nach Joetsu, was immer noch an der Küste liegt, aber nach 120 km in sechs Stunden brauchte ich endlich ein Bad und etwas zu essen. Die Hideki Familie (siehe Bild) ließ mich ihr Bad benutzen, nachdem sie mir erklärt hatten, dass das öffentliche Bad für ein paar Wochen geschlossen sei und das in der Stadt unverschämt teuer. Sie gaben mir auch etwas zum Mittagessen mit und wir unterhielten uns eine Weile.

Am nächsten Tag nahm ich die R253, die mich in die Berge führte und dann die R17, die ich fast für die gesamte Strecke nach Tokio nutzen konnte. Die R253 war nichts für Zartbesaitete. Es gab viele steile Anstiege, es kamen viele LKWs und dazu gab es keinen Radweg. Die Straße muss bis ca. 1000 m über den Meeresspiegel ansteigen und der Tunnel vor Minamiounuma (was für ein Name…) bot mir einen wirklich atemberaubenden Blick ins Tal. Das versprach mir auch eine rasante Abfahrt - genau was ich jetzt brauchte! (siehe Bild) Im Adrenalinrausch sauste ich den Berg hinab und überholte hier und da mal das ein oder andere Auto. In Minamiounuma angekommen, baute ich mein Zelt bei einem Fluss auf, in dem ich auch meine Klamotten waschen konnte. Dann nahm ich ein bat, aß Abendbrot und ging um 22 Uhr völlig erschöpft schlafen.


Der nächste Tag war extrem anstrengend. Ich fuhr die R17 entlang, genau durch eines der Skigebiete Japans in 2000 m Höhe. Die Orte, die ich durchquerte, wirkten wie Geisterstädte mit riesigen, leeren Hotels, geschlossenen Gaststätten und mit Bli ck auf die Skilifte und die schönen, wenn auch grünen Pisten. Diese Orte erwachen nur im Winter, im Sommer findet man hier nur ein paar Wanderer. Ich fuhr durch richtig enge und rutschige Tunnel und entschied mich in der Mitte meiner Spur zu fahren, sodass die LKWs mich nicht überholen konnten. Das schien mir zu gefährlich wegen des entgegenkommenden Verkehrs. Es war als würde ich mit dem Fahrrad durch einen Fluss fahren, so viel Wasser kam durch den Tunnel geschossen und die schlechte Beleuchtung half auch nicht. Ich war froh den letzten Tunnel bewältigt zu haben. Der Blick ins Tal von Numata deutete darauf hin, dass das Gebirge bald zu E nde ging. Diese Abfahrt war die längste der gesamten Reise, es ging 20 km nur bergab bis ins Tal. Ich kam gut voran und nahm die R354 nach Isesaki. Schnell fand ich einen Platz für mein Zelt. Heute gab es kein Bad, nur Abendbrot und dann ins Bett. Am nächsten Morgen fühlte ich mich richtig dreckig vom Vortag, packte aber schnell meine Sachen – das letzte Stück nach Noda stand mir bevor. Das war der SCHLIMMSTE Tag der ganzen Reise. Manche Autos schienen mich völlig übersehen zu haben und überholten mich mit 25 cm Sicherheitsabstand. An der Ampel hatte ich sie an dann wieder eingeholt. Ich stand dort wild gestikulierend und verfluchte sie auf Englisch. Ich weiß nicht ob es was genützt hat, aber ich habe meine Meinung geäußert. Die Radwege konnte ich fast gar nicht nutzen, das lag wohl an ihrem raffinierten Design ;) (siehe Bild).


Heute bin ich 80 km gefahren und kam um 16 Uhr in N oda an. Ich war so erleichtert als ich endlich mein Zelt aufbauen konnte und in ein großes öffentliches Bad einkehren konnte. Dort gab es viele verschiedene Bäder und Saunen für nur 550 Yen. Ich habe mir dann noch etwas zu essen gekauft und bin auch bald tief und fest eingeschlafe n – kein Wunder, nachdem ich in vier Tagen fast 400 km gefahren bin. Ich werde die nächsten Tage mit Training und Erholung verbringen. Ich werde noch ein bisschen mehr Fisch essen, um noch Gewicht zuzulegen (ich wiege nur noch 71 kg). Ich bin so froh, dass ich diese Reise unbeschadet überstanden habe, meine vielen Gebete in den Tempeln haben etwas genüt zt. Ich fühle mich jetzt spirituell beflügelt und bin voller Energie, trotz des „geringen“ Gewichtsverlusts. Ich kann es kaum erwarten wieder nach Hause, in den Schoß meiner Lieben zu kommen und meine weiteren Ziele zu verwirklichen.

Es werden noch ein oder zwei zusammenfassende Beiträge kommen, bevor meine 1000 Miles Challenge zu Ende geht. Ich bin jetzt 1630 km (1012 Me
ilen) geradelt, es werden wohl noch ein paar dazu kommen, wenn ich die Umgebung vor Ort erkunde.

25. - 30. Mai, Noto Halbinsel

Nachdem ich in den letzten zwei Wochen nur Berge gesehen habe, ist es jetzt Zeit für einen Tapetenwechsel. Meine Reise ging weiter auf der Noto Halbinsel, beginnend in Kanazawa. Dann fuhr ich in den Norden nach Wajima und wieder in Richtung Süden nach Tayama. Dafür benötigte ich fünf Tage und fuhr 450 km am Meer entlang. In Kanazawa wurde ich wieder von Minorou geweckt, der mich in sein Haus einlud, wo es Misosuppe und Reis zu essen gab. Ich verließ Kanazawa mit einem lachenden und einem weinenden Auge – ich habe dort wirklich nette Leute kennengelernt und mich schon richtig an diese weltoffene Stadt gewöhnt. Es waren die vier schönsten Tage hier und das, obwohl ich nicht mal alles von der Stadt gesehen habe. Das muss dann wohl bis zum nächsten Besuch warten. Jetzt war ich erst mal glücklich die Straße unter meinen Reifen zu haben. An diesem Tag sah ich das Japanische Meer zum ersten Mal. Ich nahm eine mautpflichtige Straße (oder besser, deren schönen Radweg), um nach Wajima im Norden zu gelangen. Die japanischen Rad- und Gehwege sind ausgezeichnet und so führte mich der Weg direkt zu meinem Ziel. Ich versuchte so dicht wie möglich beim Meer zu bleiben, was manchmal auch bedeutete, dass ich vom Rad absteigen musste, um über Sanddünen zu kommen, die auf den Radweg vorgedrungen waren. Das erste wirklich Interessante am ersten Tag war die Autobahn an der Küste, eine Straße direkt am Strand, kein Beton, nur Sand. Es gab zweispurigen Verkehr, ohne Verkehrszeichen und natürlich existierte auch kein Standstreifen. Auf der einen Seite Wasser, auf der anderen Dünen und einige kleine Geschäfte. Ich musste auf dieser Straße vorankommen. Die nächsten 2 km fuhr ich auf Sand, der durch die darauf fahrenden Autos gefestigt war. Am Abend schlug ich mein Lager an der Küste auf, von wo man einen atemberaubenden Blick über Gammon hatte (eine felsige Küste mit vielen Höhlen). Am nächsten Tag kam ich nach Wajima, wo ich dringend ein Ofuro (öffentliches Bad) finden musste. Nachdem ich dies bewerkstelligt hatte, ging ich in einen Supermarkt und dann zurück zu meinem Zelt am Strand. Dort lernte ich Yoshiaki und Nishiyama kennen, zwei befreundete Reisende auf Motorrädern. Wir hatten abends viel Spaß bei den Versuchen uns auf Englisch und Japanisch zu unterhalten. Am nächsten Tag ging ich in die Stadt, um den morgendlichen Markt anzusehen. Wajima ist eine Stadt des Fischens und der Markt bestätigte dies. Wajima ist auch bekannt für ihre langlebigen und farbenfrohen Lackerzeugnisse und es gibt dort viele Läden die das traditionelle Kunsthandwerk zum Verkauf anbieten. Ich habe nicht versucht den Fisch zu essen und die Lackwaren waren sehr teuer, deswegen bin ich nur umhergebummelt. Ich ging in ein Geschäft, da ich dachte eine Post gefunden zu haben, aber es stellte sich als ein Likörgeschäft heraus, an dem außen Fahnen einer Postfiliale hingen. Wie auch immer, dort konnte ich kostenlos das Internet nutzen. Abends habe ich gemeinsam mit Yoshiaki ein Lagerfeuer gemacht und er bot mir gegrillten Fisch an – da konnte ich nicht nein sagen. Das war keine leichte Entscheidung, da ich seit sechs Jahren keinen Fisch mehr gegessen habe. Die Waage in einem öffentlichen Bad hat mir gesagt, dass ich acht Kilo abgenommen habe. Das w
ar kein gutes Zeichen und dass ich mich von Bohnen und Tofu ernährte, um viel Eiweiß zu mir zu nehmen, war nicht genug. Von da an wollte ich jeden Tag Fisch essen, mindestens 1,5 kg in drei Tagen, um mein Gewicht zu halten. Der Fisch muss meinem geschundenen Körper gut getan haben – meine Handgelenke hörten auf zu schmerzen und meine Beine erholten sich schneller vom Radeln. Von Wajima fuhr ich zum äußersten Nordosten um den Leuchtturm, sowie die berühmten Terassenreisfelder und den Onsen zu sehen. Trotz der anstrengenden Fahrt an der Küste war der Tag eindrucksvoll. Der Onsen sorgte dafür, dass es sich lohnte. Nach nun mehr 120 km war ich sehr müde und ich wollte einfach am Straßenrand umfallen. Ich blieb am Strand und baute dort einfach mein Zelt auf. Freundliche Einheimische rieten mir kein Feuer zu machen, aber ich wollte nur noch essen (Salat und 500g frischen Fisch) und schlafen. Am nächsten Tag ging es erneut 80km die Küste entlang, mit einer atemberaubenden Sicht auf die Berge, welche über 250km weit weg und über 3000m hoch sein müssten und immer noch so furchteinfloessend wirkten, weil ich weiß, ich muss sie wieder überqueren.
Am 30. kam ich nach Toyama, wo ich unbedingt einen Ofuro, einen Fotoladen, einen Supermarkt sowie einen Zeltplatz finden musste.
Ingesamt habe ich nun 1180 km absolviert, aber einer der schwierigsten Teile würde noch kommen, die Nördlichen Alpen und 500km. Mein Körper wird nun schneller müde, aber ich bin mir sicher, dass mit einer besseren Ernährung und mit einfach mehr Esse n alles gut wird.


Hier einige Statistiken:
Gewicht bei Beginn der Tour : 80 kg
Gewicht zurzeit: 72 kg

Insgesamt gefahrene Strecke: 1180 km
Durchschnittliche Tagesentfernung: 70km
Längste Tagesentfernung: 120km

Hoechstgeschwindigkeit: 68 km/h
Niedrigste Geschwindigkeit: 2 km/h (mit letztendlichem Stillstand bei dem Weg hinauf zum Noto Leuchtturm)

Tägliche Mahlzeiten: 6 Scheiben Weizentoast, 2 Eier, 1 Tomate, 1 Grapefruit, 3 Bananen, 100 Bohnensprossen, 1 kleine Gurke, 300g Tofu oder 500g Fisch, 100-180g Erdnüsse
Tägliche Getraenkemenge: 3-4 L (Tee, Wasser, Saft)

Reparaturen am Fahrrad: 2 platte Reifen, 1 Hinterreifenwechsel (verschlissen), 1 Fahrradschlauchwechsel (kaputt), 1 Bremsblockwechsel (abgenutzt), Gepäckträger fixiert (die Verschweißung löste sich), vorderes Zahnrad repariert (eine Schraube verloren und das Zahnrad verbogen)

Geschriebene Tagebuchseiten: 60 DIN A4


Monday, 1 June 2009

Kanazawa

Das hier ist ein ziemlich langer Bericht über die letzten vier Tage in Kanazawa. Es kam mir vor als kannte ich diese Stadt bereits als ich in Kanazawa, nach einer 30 km langen Fahrt, ankam. Ich habe auch bald einen Platz für mein Zelt, am Fluss, nahe der Stadt (10 Minuten mit dem Rad) gefunden. Mein Zelt lag im hohen Gras verborgen (Bild rechts) und es kamen nur ab und zu ein paar Anwohner vorbei, die mit ihren Hunden Gassi gingen. Dann bin ich losgezogen, um die Stadt zu erkunden und um ein wenig Orientierung zu gewinnen, denn hier leben eine halbe Million Menschen, meist Japaner, aber auch einige Ausländer, die aus allen möglichen Orten der ganzen Welt stammen.

Kanazawa liegt direkt am Japanischen Meer und ich war sehr froh das endlich mal zu sehen, nach 700 km Bergen. Die Stadt ist bekannt als „Eine Million Koku (Reisscheffel) Stadt“ und unter dem mächtigen Maeda Clan wurde sie eine der reichsten Städte Japans in der Edo-Zeit (Die Tokugawa-Zeit von 1603 bis 1868 und die vormoderne Ära). Unter der Herrschaft der Maedakultur, blühten Kunst und Handel auf und die Stadt wurde schnell ein Zentrum für verschiedenste Arten des traditionellen Handwerks, wie z.B. Lackieren und Goldplattierung, aber auch für die Schauspielkunst. Die Stadt ist in Bezirke aufgeteilt, die Samuraibezirke (mit alten, traditionell gebauten Häusern und gut erhaltenen Straßen), die Geishabezirke (mit Teehäusern und „Ryokans“), die Tempelbezirke (bestehen hauptsächlich aus buddhistischen Tempeln und Pagoden). Kanazawa ist auch das Zuhause des berühmten Kenroku-en, einem wunderschönen Garten, von dem es nur drei weitere in ganz Japan gibt.

Den Garten musste ich mir am frühen Morgen ansehen. Ich war dort als er gerade geöffnet wurde, um 7 Uhr. Die Reisebusse kamen zwischen 8 und 9 Uhr. Ich hatte den ganzen Garten (Bilder links) für mich alleine, das war eine wundervolle Erfahrung. Der Name des Gartens ist von den sechs Eigenschaften einer perfekten Landschaft abgeleitet: Geräumigkeit, Abgeschiedenheit, Geschick, Altertum, Wasserwege und eine malerische Landschaft. Es gibt dort verschiedene Landschaftsformen, wie Flüsse, Plantagen, Waldgebiete und Berge, diese werden auf typisch japanische Art präsentiert. Teehäuser findet man dort überall. Das wollte ich mir ansehen. Ich wurde von einer Frau in einem Kimono empfangen, sie lud mich in das Teezimmer ein und sie brachte mir Tee und Süßes (300 YEN). Danach zeigte sie mir den anliegenden Teehausgarten und das Teehaus selbst, in dem ich viele Gemälde im Zen-Stil und Blumen entdeckte. Nach 15 Minuten kam eine andere Frau im Kimono herein, sie deutete auf den abgesonderten Garten, der sich in der Mitte des Hauptgartens befand. Man konnte ihn dennoch nicht von dort aus erreichen. Ich ging hinein und suchte mir einen Platz auf dem Boden. Die Frau kniete sich einen Meter hinter mir hin und so saßen wir dort und genossen den Frieden und die Stille. Ich habe es nicht bekommen, dass sie gegangen ist. Nach einer Weile dämmerte es mir, dass diese Zeremonie eine typische japanische Geste ist. Statt einem einfach nur zu sagen, man solle sich den Garten ansehen, wurde dieser Moment mit einem geteilt. Das war der Aha-Effekt und bot mir einen tieferen Einblick in die japanische Kultur. Ich saß dort noch weitere 15 Minuten und verstand nun auch warum die Bäume dort so klein gehalten wurden – sie waren eine Miniaturausgabe der Natur. Die kleinen Bächlein waren Flüsse und auch die Steine wirkten nach einer Weile wie Gebirge. Dieses Verständnis inspirierte mich ungemein. Es ist irgendwie schwer das zu beschreiben. Im Anschluss habe ich mir den Myoryuji Tempel (auch Ninja Dera genannt) angesehen, den man nur besuchen darf, wenn man im Voraus gebucht hat (dank der Touristinformation im Bahnhof von Kanazawa, wusste ich das). Die Tour wurde ausschließlich in Japanisch angeboten. Es gab aber auch ein ziemlich gutes Handbuch in englischer Sprache. In dem Tempel gibt es viele Falltüren, versteckte Treppen und auch wenn es ein buddhistischer Tempel war, war er für die strategische Verteidigung der Stadt gedacht. In dieser Gegend gab es früher viele Samurai und somit auch noch einige ähnliche Anlagen, die solide gebaut waren, nahezu unüberwindbare Tore hatten und sich in sicherer Lage befanden. Die Straßen endeten hier in T-Kreuzungen, sodass es für eine angreifende Armee schwer war zur Hauptfestung zu gelangen. Kanazawa explodiert förmlich vor Märkten, wie z.B. dem Omi-Cho, auf dem sich über 100 Stände befinden, an denen frischer Fisch, Gemüse und lokal produzierte Lebensmittel angeboten werden. Es war schwer, nicht mein gesamtes Tagesbudget hier auszugeben.

Das Nachtleben von Kanazawa ist ziemlich cool und ich kann nur die „Pole, Pole Bar“ empfehlen, dort gehen viele Gajin hin und die Japaner sprechen da sehr gutes Englisch. Ich hatte eine gute Zeit hier, ich war seit zwei Wochen nicht mehr in einer Bar. In Kanazawa traf ich Minorou-san (Bild rechts) ein Handwerker, der seine Waren (Theatermasken und Instrumente) in der Nähe von meinem Zelt verkaufte. Er zeigte mir sein Zuhause, wo ich verschiedene Gerichte probieren durfte, beispielsweise gegorene Sojabohnen und eingelegte Pflaumen. Er zeigte mir verschiedene Schwertkampftechniken. Da habe ich auch Ikuko-san (im unteren Bild rechts), eine Sängerin und Songschreiberin, die ich im Bahnhof von Kanazawa live erleben durfte. Sie war so nett und hat für meine 1000 Meilen Challenge Werbung gemacht, vor dem gesamten Publikum. Ich bin doch „hashgashi“ (schüchtern)… Sie macht großartige Musik mit Kristallschalen und ihre Stimme versetzte die Leute in eine meditative Stimmung, obwohl es bei der Veranstaltung ziemlich laut war. Diese Stadt hat wirklich mein Herz gewonnen und ist einer der coolsten Städte Japans. Mein letzter Tag war sehr schön. Yayoi-san hat mir den Oyamnaschrein gezeigt und mich im Samuraiviertel herumgeführt, mit seiner außergewöhnlichen Anordnung und dem besonderen Baustil. Das ist mir entgangen als ich beim ersten Mal allein mit dem Fahrrad hier war.

Danke an all die tollen Menschen, die mir diesen wundervollen und langen Aufenthalt in Kanazawa ermöglicht haben und mir die Besonderheiten der Stadt gezeigt haben (besonders die Süßigkeitengeschäfte) und die einen Fremden so offenherzig willkommen hießen. Danke auch an alle anderen, die mich bei diesem Abendteuer unterstuetzen!