Heute Morgen trat um 7.15 Uhr die Katastrophe schlechthin – der Akku meiner elektrischen Zahnbürste war nun endgültig leer. Oh nein! Was soll ich denn jetzt machen? Ich habe versucht ich ihn an verschiedenen Steckdosen aufzuladen, aber das Lämpchen flackert nur ein wenig und das Ladegerät funktioniert nicht. Die schlimmste aller Situationen ist nun eingetreten. Der Gedanke, morgens aufzustehen und mir die Zähne mit einer gewöhnlichen Handzahnbürste zu putzen, treibt mir Schauer über den Rücken. Das ist etwas, das ich seit Jahren nicht mehr gemacht habe. Was tun, was tun…
Als ich über dieses erwartete und dennoch nicht minder dramatische Ereignis hinweg war, machte ich mich auf den Weg zur Tatsuoka Festung (Bild rechts), eine von zweien, die in Sternform, inspiriert vom Baustil europäischer Festungen, gebaut wurden. Glücklicherweise war sie gleich um die Ecke und ich konnte in zehn Minuten mit dem Fahrrad dorthin gelangen. Alles was von ihr übrig g

eblieben ist, ist der Festungsgraben und einige Ruinen, die beispielsweise eine Küche erahnen lassen. Ich sah mir die Festung von allen Seiten an, die Form eines Pentagramms war immer noch sehr gut zu erkennen, da ein Großteil der äußeren Mauern noch erhalten ist. Sehr beeindruckend. Ich habe die Armee der Samurai, die gerade einen Angriff auf Tatsuoka planen, förmlich vor mir gesehen. In der Geschichte kam aber alles anders. Die Ansässigen hatten von ihrer Bastion die Nase voll und brannten die Festung einfach nieder. Am ihrem historischen Höhepunkt hat ihr Herrscher über mehr als 60.000 Goku (eine Einheit um Reis zu wiegen, ein Goku kann einen Menschen ein Jahr lang ernähren) verfügt

. Dort gab es eine kleine Touristinformation mit zwei Fremdenführern. Ich traf dort auf ein japanisches Paar, beide sprachen sehr gut Englisch, so konnten sie mir einige der Informationen übersetzen. Wir haben uns auch über den Gemüseanbau und den Kampf der Anwohner gegen Affen, Wild und Waschbären, die die Felder nachts plündern, unterhalten. Nachdem ich die Festung besucht habe, fuhr ich zu einem sehr alten buddhistischen Tempel in der Nähe von Tatsuoka, zu dem auch ein Schatzhaus mit einer Pagode aus dem achten Jahrhundert (Bild links) gehört. Der Tempel wurde an einem steilen Berghang gebaut. Ich beschloss hinaufzuklettern, um auch Schreine, die im Wald verborgen liegen, und nahe gelegene Flüsse sehen zu können. Die Aussicht war einfach wunderschön. Ich bin dort eine Weile sitzen geblieben und habe die süße Waldluft und die Sonne genossen.
Zurück am Zelt entschloss ich mich nach Saku zu fahren, nächstgelegene größere Stadt. Das 24-Stunden-Internet-Café hatte geschlossen… Aber ich bin am Abend noch mal dort hingefahren, um nach meinen E-Mails zu sehen und meine Tagebucheinträge zu schreiben. Auf dem Rückweg hielt ich an einem sehr teuren „Matsumo Supaa“, um Misopaste (japanische Brühe), eine Grapefruit, Paprika und eine extra Tüte für meinen Müll. Als ich zurück zum Zelt kam, musste ich feststellen, dass mein Müll, den ich in einer Tüte gesammelt habe, auf der ganzen Straße verteilt herumlag. Das war mir sehr unangenehm, aber es gibt in der Gegend NIRGENDS öffentliche Mülltonnen, nur vereinzelt Recyclingtonnen für Flaschen, Dosen und Plastik. Nach dieser Entdeckung hob ich meinen Müll von der Straße auf und sortierte ihn nach Wertstoff- und Bioabfall, um sie am nächsten Tag zu einer Tonne beim nächsten Bahnhof zu bringen.
Abends habe ich mit meinem Bambusstock, den ich mir am Fluss in Shimonita besorgt habe, trainiert, habe mir dann noch ein Feuer gemacht und bin ins Bett gegangen. Der nächste Tag würde ein langer werden – die Fahrt nach Matsumoto (80 km) steht auf dem Plan.
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