Thursday, 25 June 2009

Meine Herausforderung: 1000 Meilen durch Japan

Was ist meine Herausforderung? Meine Herausforderung ist es 1000 Meilen (das entspricht etwa 1600 km) mit dem Fahrrad zu fahren und dabei das Land und die Kultur Japans zu entdecken. Ich hoffe auf meiner Reise, die am 3. Mai beginnt, einen Einblick in die Lebensträume, Hoffnungen, Sehnsüchte und Herausforderungen anderer Leute zu gewinnen. Im Endeffekt ist das Leben das, was ein jeder daraus macht und ich möchte erfahren was Menschen in Japan aus ihrem Leben machen wollen. Wenn wir mit dem Unbekannten konfrontiert werden, erwacht unser Geist und unsere Seele. Durch diese Reise werde ich ein weiteres Mal über den berühmten Tellerrand schauen und Entscheidungen treffen müssen, die ich noch nie zuvor treffen musste. Ich werde Menschen treffen, die ich nie zuvor gesehen habe und eine völlig unbekannte Kultur kennenlernen. Die ungewohnten Sitten der Japaner werden mich dazu herausfordern das Neue zu entdecken und das Beste aus allem zu machen, was mir geboten wird.


Ich werde versuchen das alles mit dem kleinstmöglichen Budget umzusetzen. Das Zelt wird für diese sechs Wochen mein Zuhause sein und ich werde von dem Leben, was Land und Leute mir bieten. Im rechten Bild könnt ihr eine Kalligrafie sehen, sie bedeutet "Kriegergeist", etwas, das man durch innere Ruhe, Ehrlichkeit und Offenheit erlangt. Ich beschäftige mich bereits einige Jahre ausgiebig mit den Martial Arts (asiatische Kampfkünste). Das hat mich gelehrt, dass man auch durch die Erfahrung von Schmerz etwas lernt. Der Weg zum Erfolg und zur Freiheit ist nicht von Rosen gesäumt- er ist steinig. Meine 1000 Meilen Herausforderung wird mich auf jeden Fall stärker und - hoffentlich - auch ein wenig weiser machen ;)

Mit diesem Vorhaben möchte ich Gelder für Embrace, die gemeinnützige Organisation, für die ich arbeite, sammeln, um einen Fond zu eröffnen, der junge Unternehmer dabei unterstützt ihre Ideen für Geschäfte und Projekte in die Tat umzusetzen. Ich lade euch dazu ein mich zu sponsern, um dieses Vorhaben zu fördern. Jedes Jahr kommen ca. 150 junge Erwachsene zu Embrace. Besonders jene, die für längere Zeit ein Praktikum durch uns absolvieren sind herzlich dazu eingeladen mit uns ihren Lebenstraum zu finden und vorzubereiten. Viele von ihnen haben Geschäftsideen (der eigene Modeladen, Cafés, IT Firmen, Handwerksbetriebe oder ökologische Landwirtschaft) und Projekte, für die sie sich begeistern. Embrace hilft jungen Leuten aus dem Vereinigten Königreich, Europa und Afrika (Bilder links: Milkyas Mesfin aus Äthiopien und Michaela Ruhland, die großen Unternehmergeist zeigen und großartige Geschäftsideen haben).

Zusammen mit EUCH können wir Embrace helfen Geld zu sammeln, um den jungen Unternehmern zinsfreie Kredite zu gewähren und sie in den notwendigen Bereichen ausreichend zu schulen. Unterstützt mich auf jedem Weg, der euch beliebt. IHR könnt eine Meile für wahlweise £ 10 oder 10 € kaufen und mein Ziel ist es Spenden für 1000 gefahrene Meilen zu bekommen. Diese 1000 Meilen WERDE ich radeln, komme was wolle!

Ihr könnt in bar oder per Scheck (an die 'Embrace Cooperation Ltd.') spenden oder das Geld auf das Konto unseres deutschen Partners Reisebüro Olivia Hoppe überweisen (Verwendungszweck: ESMC 1000 Meilen):

Reisebüro Olivia Hoppe
Sparkasse Elbe-Elster
Blz: 180 510 00
Kto: 3400 200 360

Ihr könnt ebenso per PAYPAL spenden. Hierfür klickt einfach den DONATE Button auf der rechten Seite. Das gesamte Embrace-Team und ich sagen DANKE für euren Beitrag Lebensträume wahr werden zu lassen!

... What goes around ... cycles around ...

1100 Meilen - geschafft!

Es ist geschafft! Sechs Wochen Japan sind vorbei, 1100 Meilen (1800 km) sind geradelt. Es war nicht nur eine Fahrradtour, sondern auch eine spirituelle Reise durch ein Land, in dem der Glaube und die Anbetung der unzähligen Götter für viele eine große Rolle spielt. Die vielen Tempel und Schreine erinnern immer wieder daran beten zu gehen, sich ein wenig Weihwasser zu holen oder einen Aufkleber fürs Auto, um eine sichere Fahrt zu gewährleisten.

Ich fühle mich mittlerweile verbunden zu diesem Land der Kontraste, in dem alte Tempel genau neben Wolkenkratzern stehen. Die Erfahrungen und Erinnerungen dieses Erlebnisses werden mir erhalten bleiben und ich werde noch lange davon zehren.

Faszinierende Bräuche und tief verwurzelte Verhaltensmuster haben auf jeden Fall einen unvergesslichen Eindruck hinterlassen. In Sachen Höflichkeit, Ernsthaftigkeit bei der Arbeit und die Kundenfreundlichkeit im Allgemeinen kann Japan vielen westlichen Ländern, in denen das Wort „Servicewüste“ erfunden wurde, etwas vormachen. Natürlich gab es auch dort Dinge, die mir auf die Nerven gegangen sind, wie z.B. die Respektlosigkeit vieler Autofahrer den Radfahrern gegenüber, dass Leute einfach ihre Motoren laufen ließen, wenn sie einkaufen gingen oder die inakzeptablen Radwege in gefährlichen Straßen. Wie dem auch sei, nichts ist perfekt und in Anbetracht der vielen Höhepunkte, konnte mir das die Reise nicht vermiesen.

Alles in allem konnte die aus am eigenen Leib erfahren wie offen, gastfreundlich, nett und großzügig die Leute sind, die ich getroffen habe. In diesem Blog habe ich nur ein paar der Erfahrungen geschildert, die ich machen durfte. Es waren einfach zu viele Dinge, die aus dieser 1000 Meilen Challenge ein 1100 Meilen Vergnügen gemacht haben. Außer, dass es körperlich sehr anstrengend war und ich und mein Fahrrad öfter mal Hilfe brauchten, habe ich jetzt eine klare Vorstellung davon wie mein Leben weitergehen soll. Natürlich standen viele Dinge schon fest, bevor ich nach Japan gegangen bin, aber jetzt habe ich auch gemerkt, welchen Aspekten in meinem Leben besondere Aufmerksamkeit gebührt. Dazu gehören Gesundheit, Wohlstand und auch gesunde und glückliche Beziehungen. Das eine Buch, das ich mitgenommen habe, „The Law of Attraction (The Secret Behind the Secret)“, war eine große Inspiration während der gesamten Reise für mich. Ich habe es sogar zweimal gelesen, um sicher zu gehen, dass die Lektionen fest verankert bleiben.

Hier sind einige der unvergesslichsten Eindrücke meiner Reise nach Japan:

• ein gemeinsames Bad mit tätowierten Yakuza (Asama Onsen in Matsumoto)
• der unvergessliche Duft und die Atmosphäre bei der Fahrt auf der R360 (von Takayama nach Toyama)
• mit Minoru-san am Fluss zu sitzen und Sushi zu essen & mein erstes „Crystal Bowl“ Konzert mit Ikuko-san (Kanazawa)
• mit Yoshiaki und Nishiyama am Lagerfeuer zu sitzen und Fisch zu grillen (Noto, Wajima)
• die Fahrt auf der R8 entlang der wunderschönen Küste (von Toyama nach Joetsu)
• die Einsamkeit und der Frieden und natürlich alle paar Tage einen neuen Platz für mein Zelt zu finden…

Was kommt als nächstes? Ich habe mir vorgenommen ein Buch über die Lebensweise und Geschichten der Samurai während der Edozeit (1603 – 1868) zu schreiben, während ich durch einige der wichtigsten Teile Japans in der heutigen Zeit radele.

Außerdem werde ich einen kurzen Film zusammen schneiden, aus dem Material, das ich in Japan mit meiner Handkamera gedreht habe. Es sollte ein unterhaltsamer „Mit dem Fahrrad durch Japan“ Film werden… Seht ihn euch an! An dieser Stelle möchte ich noch mal bei allen bedanken, die mich bei diesem Abenteuer unterstützt haben! Insgesamt haben wir über £1000 an Spenden gesammelt und dieses Geld werden wir dafür nutzen, junge Unternehmerinnen und Unternehmer zu fördern. Es wird noch eine 1000 Meilen Challenge im Mai 2010 geben. Diesmal geht es von Landsend (Cornwall, UK) nach John O’Groats (Schottland). Wenn ihr Interesse habt mitzumachen, meldet euch!


Kyotse kete und
domo arigato gozaimashita,

Dirk

Monday, 22 June 2009

31.Mai - 03.Juni - Ab nach Hause...

Jetzt erzähle ich von meiner Reise von Toyama, an der Küste des Japanischen Meeres, nach Noda, in der Nähe von Tokio. Die Strecke betrug ungefähr 380 km und ich habe vier Tage gebraucht, um von der Küste über die nördlichen Japanischen Alpen aufs Festland zurück zu kommen. Als ich in Toyama startete, hatte es in der Nacht zuvor ziemlich stark geregnet und am Morgen noch genieselt. Ich nutzte die Zeit, die mir dadurch fürs Fahren verloren ging, um am Bahnhof ins Internet zu gehen und um etwas zu trinken zu besorgen. Als ich um 10 Uhr wieder zum Zelt zurückkehrte, war das Nieseln wieder zu einem starken Regen geworden. Ich packte meine Sachen und zog meine Regenkleidung an, die mich zumindest eine Weile trocken hielt. Die Straße, die aus Toyama führt, war sehr stark befahren und der Regen machte es auch nicht besser. Ich musste auf der Fahrbahn fahren, der Radweg war zu oft unterbrochen und teilweise zu steil. Die R8 wurde dann ruhiger und wandelte sich in eine schöne Straße am Meer. (siehe Foto).

Nach 30 km hat es endlich aufgehört zu regnen und ich konnte die steilen Anstiege und die kurvigen Abfahrten durch Tunnel und entlang der eindrucksvollen Küste richtig genießen. Ich hielt oft an um Videos und Fotos zu machen. Ich konnte nun mit dem Kamikaze (heiliger Wind) im Rücken fahren. Auf geraden Strecken habe ich sogar 40 km/h geschafft, was sehr gut war, da ich mir das Ziel gesetzt hatte, so viele Kilometer wie möglich an diesem Tag zu schaffen. Ich kam nach Joetsu, was immer noch an der Küste liegt, aber nach 120 km in sechs Stunden brauchte ich endlich ein Bad und etwas zu essen. Die Hideki Familie (siehe Bild) ließ mich ihr Bad benutzen, nachdem sie mir erklärt hatten, dass das öffentliche Bad für ein paar Wochen geschlossen sei und das in der Stadt unverschämt teuer. Sie gaben mir auch etwas zum Mittagessen mit und wir unterhielten uns eine Weile.

Am nächsten Tag nahm ich die R253, die mich in die Berge führte und dann die R17, die ich fast für die gesamte Strecke nach Tokio nutzen konnte. Die R253 war nichts für Zartbesaitete. Es gab viele steile Anstiege, es kamen viele LKWs und dazu gab es keinen Radweg. Die Straße muss bis ca. 1000 m über den Meeresspiegel ansteigen und der Tunnel vor Minamiounuma (was für ein Name…) bot mir einen wirklich atemberaubenden Blick ins Tal. Das versprach mir auch eine rasante Abfahrt - genau was ich jetzt brauchte! (siehe Bild) Im Adrenalinrausch sauste ich den Berg hinab und überholte hier und da mal das ein oder andere Auto. In Minamiounuma angekommen, baute ich mein Zelt bei einem Fluss auf, in dem ich auch meine Klamotten waschen konnte. Dann nahm ich ein bat, aß Abendbrot und ging um 22 Uhr völlig erschöpft schlafen.


Der nächste Tag war extrem anstrengend. Ich fuhr die R17 entlang, genau durch eines der Skigebiete Japans in 2000 m Höhe. Die Orte, die ich durchquerte, wirkten wie Geisterstädte mit riesigen, leeren Hotels, geschlossenen Gaststätten und mit Bli ck auf die Skilifte und die schönen, wenn auch grünen Pisten. Diese Orte erwachen nur im Winter, im Sommer findet man hier nur ein paar Wanderer. Ich fuhr durch richtig enge und rutschige Tunnel und entschied mich in der Mitte meiner Spur zu fahren, sodass die LKWs mich nicht überholen konnten. Das schien mir zu gefährlich wegen des entgegenkommenden Verkehrs. Es war als würde ich mit dem Fahrrad durch einen Fluss fahren, so viel Wasser kam durch den Tunnel geschossen und die schlechte Beleuchtung half auch nicht. Ich war froh den letzten Tunnel bewältigt zu haben. Der Blick ins Tal von Numata deutete darauf hin, dass das Gebirge bald zu E nde ging. Diese Abfahrt war die längste der gesamten Reise, es ging 20 km nur bergab bis ins Tal. Ich kam gut voran und nahm die R354 nach Isesaki. Schnell fand ich einen Platz für mein Zelt. Heute gab es kein Bad, nur Abendbrot und dann ins Bett. Am nächsten Morgen fühlte ich mich richtig dreckig vom Vortag, packte aber schnell meine Sachen – das letzte Stück nach Noda stand mir bevor. Das war der SCHLIMMSTE Tag der ganzen Reise. Manche Autos schienen mich völlig übersehen zu haben und überholten mich mit 25 cm Sicherheitsabstand. An der Ampel hatte ich sie an dann wieder eingeholt. Ich stand dort wild gestikulierend und verfluchte sie auf Englisch. Ich weiß nicht ob es was genützt hat, aber ich habe meine Meinung geäußert. Die Radwege konnte ich fast gar nicht nutzen, das lag wohl an ihrem raffinierten Design ;) (siehe Bild).


Heute bin ich 80 km gefahren und kam um 16 Uhr in N oda an. Ich war so erleichtert als ich endlich mein Zelt aufbauen konnte und in ein großes öffentliches Bad einkehren konnte. Dort gab es viele verschiedene Bäder und Saunen für nur 550 Yen. Ich habe mir dann noch etwas zu essen gekauft und bin auch bald tief und fest eingeschlafe n – kein Wunder, nachdem ich in vier Tagen fast 400 km gefahren bin. Ich werde die nächsten Tage mit Training und Erholung verbringen. Ich werde noch ein bisschen mehr Fisch essen, um noch Gewicht zuzulegen (ich wiege nur noch 71 kg). Ich bin so froh, dass ich diese Reise unbeschadet überstanden habe, meine vielen Gebete in den Tempeln haben etwas genüt zt. Ich fühle mich jetzt spirituell beflügelt und bin voller Energie, trotz des „geringen“ Gewichtsverlusts. Ich kann es kaum erwarten wieder nach Hause, in den Schoß meiner Lieben zu kommen und meine weiteren Ziele zu verwirklichen.

Es werden noch ein oder zwei zusammenfassende Beiträge kommen, bevor meine 1000 Miles Challenge zu Ende geht. Ich bin jetzt 1630 km (1012 Me
ilen) geradelt, es werden wohl noch ein paar dazu kommen, wenn ich die Umgebung vor Ort erkunde.

25. - 30. Mai, Noto Halbinsel

Nachdem ich in den letzten zwei Wochen nur Berge gesehen habe, ist es jetzt Zeit für einen Tapetenwechsel. Meine Reise ging weiter auf der Noto Halbinsel, beginnend in Kanazawa. Dann fuhr ich in den Norden nach Wajima und wieder in Richtung Süden nach Tayama. Dafür benötigte ich fünf Tage und fuhr 450 km am Meer entlang. In Kanazawa wurde ich wieder von Minorou geweckt, der mich in sein Haus einlud, wo es Misosuppe und Reis zu essen gab. Ich verließ Kanazawa mit einem lachenden und einem weinenden Auge – ich habe dort wirklich nette Leute kennengelernt und mich schon richtig an diese weltoffene Stadt gewöhnt. Es waren die vier schönsten Tage hier und das, obwohl ich nicht mal alles von der Stadt gesehen habe. Das muss dann wohl bis zum nächsten Besuch warten. Jetzt war ich erst mal glücklich die Straße unter meinen Reifen zu haben. An diesem Tag sah ich das Japanische Meer zum ersten Mal. Ich nahm eine mautpflichtige Straße (oder besser, deren schönen Radweg), um nach Wajima im Norden zu gelangen. Die japanischen Rad- und Gehwege sind ausgezeichnet und so führte mich der Weg direkt zu meinem Ziel. Ich versuchte so dicht wie möglich beim Meer zu bleiben, was manchmal auch bedeutete, dass ich vom Rad absteigen musste, um über Sanddünen zu kommen, die auf den Radweg vorgedrungen waren. Das erste wirklich Interessante am ersten Tag war die Autobahn an der Küste, eine Straße direkt am Strand, kein Beton, nur Sand. Es gab zweispurigen Verkehr, ohne Verkehrszeichen und natürlich existierte auch kein Standstreifen. Auf der einen Seite Wasser, auf der anderen Dünen und einige kleine Geschäfte. Ich musste auf dieser Straße vorankommen. Die nächsten 2 km fuhr ich auf Sand, der durch die darauf fahrenden Autos gefestigt war. Am Abend schlug ich mein Lager an der Küste auf, von wo man einen atemberaubenden Blick über Gammon hatte (eine felsige Küste mit vielen Höhlen). Am nächsten Tag kam ich nach Wajima, wo ich dringend ein Ofuro (öffentliches Bad) finden musste. Nachdem ich dies bewerkstelligt hatte, ging ich in einen Supermarkt und dann zurück zu meinem Zelt am Strand. Dort lernte ich Yoshiaki und Nishiyama kennen, zwei befreundete Reisende auf Motorrädern. Wir hatten abends viel Spaß bei den Versuchen uns auf Englisch und Japanisch zu unterhalten. Am nächsten Tag ging ich in die Stadt, um den morgendlichen Markt anzusehen. Wajima ist eine Stadt des Fischens und der Markt bestätigte dies. Wajima ist auch bekannt für ihre langlebigen und farbenfrohen Lackerzeugnisse und es gibt dort viele Läden die das traditionelle Kunsthandwerk zum Verkauf anbieten. Ich habe nicht versucht den Fisch zu essen und die Lackwaren waren sehr teuer, deswegen bin ich nur umhergebummelt. Ich ging in ein Geschäft, da ich dachte eine Post gefunden zu haben, aber es stellte sich als ein Likörgeschäft heraus, an dem außen Fahnen einer Postfiliale hingen. Wie auch immer, dort konnte ich kostenlos das Internet nutzen. Abends habe ich gemeinsam mit Yoshiaki ein Lagerfeuer gemacht und er bot mir gegrillten Fisch an – da konnte ich nicht nein sagen. Das war keine leichte Entscheidung, da ich seit sechs Jahren keinen Fisch mehr gegessen habe. Die Waage in einem öffentlichen Bad hat mir gesagt, dass ich acht Kilo abgenommen habe. Das w
ar kein gutes Zeichen und dass ich mich von Bohnen und Tofu ernährte, um viel Eiweiß zu mir zu nehmen, war nicht genug. Von da an wollte ich jeden Tag Fisch essen, mindestens 1,5 kg in drei Tagen, um mein Gewicht zu halten. Der Fisch muss meinem geschundenen Körper gut getan haben – meine Handgelenke hörten auf zu schmerzen und meine Beine erholten sich schneller vom Radeln. Von Wajima fuhr ich zum äußersten Nordosten um den Leuchtturm, sowie die berühmten Terassenreisfelder und den Onsen zu sehen. Trotz der anstrengenden Fahrt an der Küste war der Tag eindrucksvoll. Der Onsen sorgte dafür, dass es sich lohnte. Nach nun mehr 120 km war ich sehr müde und ich wollte einfach am Straßenrand umfallen. Ich blieb am Strand und baute dort einfach mein Zelt auf. Freundliche Einheimische rieten mir kein Feuer zu machen, aber ich wollte nur noch essen (Salat und 500g frischen Fisch) und schlafen. Am nächsten Tag ging es erneut 80km die Küste entlang, mit einer atemberaubenden Sicht auf die Berge, welche über 250km weit weg und über 3000m hoch sein müssten und immer noch so furchteinfloessend wirkten, weil ich weiß, ich muss sie wieder überqueren.
Am 30. kam ich nach Toyama, wo ich unbedingt einen Ofuro, einen Fotoladen, einen Supermarkt sowie einen Zeltplatz finden musste.
Ingesamt habe ich nun 1180 km absolviert, aber einer der schwierigsten Teile würde noch kommen, die Nördlichen Alpen und 500km. Mein Körper wird nun schneller müde, aber ich bin mir sicher, dass mit einer besseren Ernährung und mit einfach mehr Esse n alles gut wird.


Hier einige Statistiken:
Gewicht bei Beginn der Tour : 80 kg
Gewicht zurzeit: 72 kg

Insgesamt gefahrene Strecke: 1180 km
Durchschnittliche Tagesentfernung: 70km
Längste Tagesentfernung: 120km

Hoechstgeschwindigkeit: 68 km/h
Niedrigste Geschwindigkeit: 2 km/h (mit letztendlichem Stillstand bei dem Weg hinauf zum Noto Leuchtturm)

Tägliche Mahlzeiten: 6 Scheiben Weizentoast, 2 Eier, 1 Tomate, 1 Grapefruit, 3 Bananen, 100 Bohnensprossen, 1 kleine Gurke, 300g Tofu oder 500g Fisch, 100-180g Erdnüsse
Tägliche Getraenkemenge: 3-4 L (Tee, Wasser, Saft)

Reparaturen am Fahrrad: 2 platte Reifen, 1 Hinterreifenwechsel (verschlissen), 1 Fahrradschlauchwechsel (kaputt), 1 Bremsblockwechsel (abgenutzt), Gepäckträger fixiert (die Verschweißung löste sich), vorderes Zahnrad repariert (eine Schraube verloren und das Zahnrad verbogen)

Geschriebene Tagebuchseiten: 60 DIN A4


Monday, 1 June 2009

Kanazawa

Das hier ist ein ziemlich langer Bericht über die letzten vier Tage in Kanazawa. Es kam mir vor als kannte ich diese Stadt bereits als ich in Kanazawa, nach einer 30 km langen Fahrt, ankam. Ich habe auch bald einen Platz für mein Zelt, am Fluss, nahe der Stadt (10 Minuten mit dem Rad) gefunden. Mein Zelt lag im hohen Gras verborgen (Bild rechts) und es kamen nur ab und zu ein paar Anwohner vorbei, die mit ihren Hunden Gassi gingen. Dann bin ich losgezogen, um die Stadt zu erkunden und um ein wenig Orientierung zu gewinnen, denn hier leben eine halbe Million Menschen, meist Japaner, aber auch einige Ausländer, die aus allen möglichen Orten der ganzen Welt stammen.

Kanazawa liegt direkt am Japanischen Meer und ich war sehr froh das endlich mal zu sehen, nach 700 km Bergen. Die Stadt ist bekannt als „Eine Million Koku (Reisscheffel) Stadt“ und unter dem mächtigen Maeda Clan wurde sie eine der reichsten Städte Japans in der Edo-Zeit (Die Tokugawa-Zeit von 1603 bis 1868 und die vormoderne Ära). Unter der Herrschaft der Maedakultur, blühten Kunst und Handel auf und die Stadt wurde schnell ein Zentrum für verschiedenste Arten des traditionellen Handwerks, wie z.B. Lackieren und Goldplattierung, aber auch für die Schauspielkunst. Die Stadt ist in Bezirke aufgeteilt, die Samuraibezirke (mit alten, traditionell gebauten Häusern und gut erhaltenen Straßen), die Geishabezirke (mit Teehäusern und „Ryokans“), die Tempelbezirke (bestehen hauptsächlich aus buddhistischen Tempeln und Pagoden). Kanazawa ist auch das Zuhause des berühmten Kenroku-en, einem wunderschönen Garten, von dem es nur drei weitere in ganz Japan gibt.

Den Garten musste ich mir am frühen Morgen ansehen. Ich war dort als er gerade geöffnet wurde, um 7 Uhr. Die Reisebusse kamen zwischen 8 und 9 Uhr. Ich hatte den ganzen Garten (Bilder links) für mich alleine, das war eine wundervolle Erfahrung. Der Name des Gartens ist von den sechs Eigenschaften einer perfekten Landschaft abgeleitet: Geräumigkeit, Abgeschiedenheit, Geschick, Altertum, Wasserwege und eine malerische Landschaft. Es gibt dort verschiedene Landschaftsformen, wie Flüsse, Plantagen, Waldgebiete und Berge, diese werden auf typisch japanische Art präsentiert. Teehäuser findet man dort überall. Das wollte ich mir ansehen. Ich wurde von einer Frau in einem Kimono empfangen, sie lud mich in das Teezimmer ein und sie brachte mir Tee und Süßes (300 YEN). Danach zeigte sie mir den anliegenden Teehausgarten und das Teehaus selbst, in dem ich viele Gemälde im Zen-Stil und Blumen entdeckte. Nach 15 Minuten kam eine andere Frau im Kimono herein, sie deutete auf den abgesonderten Garten, der sich in der Mitte des Hauptgartens befand. Man konnte ihn dennoch nicht von dort aus erreichen. Ich ging hinein und suchte mir einen Platz auf dem Boden. Die Frau kniete sich einen Meter hinter mir hin und so saßen wir dort und genossen den Frieden und die Stille. Ich habe es nicht bekommen, dass sie gegangen ist. Nach einer Weile dämmerte es mir, dass diese Zeremonie eine typische japanische Geste ist. Statt einem einfach nur zu sagen, man solle sich den Garten ansehen, wurde dieser Moment mit einem geteilt. Das war der Aha-Effekt und bot mir einen tieferen Einblick in die japanische Kultur. Ich saß dort noch weitere 15 Minuten und verstand nun auch warum die Bäume dort so klein gehalten wurden – sie waren eine Miniaturausgabe der Natur. Die kleinen Bächlein waren Flüsse und auch die Steine wirkten nach einer Weile wie Gebirge. Dieses Verständnis inspirierte mich ungemein. Es ist irgendwie schwer das zu beschreiben. Im Anschluss habe ich mir den Myoryuji Tempel (auch Ninja Dera genannt) angesehen, den man nur besuchen darf, wenn man im Voraus gebucht hat (dank der Touristinformation im Bahnhof von Kanazawa, wusste ich das). Die Tour wurde ausschließlich in Japanisch angeboten. Es gab aber auch ein ziemlich gutes Handbuch in englischer Sprache. In dem Tempel gibt es viele Falltüren, versteckte Treppen und auch wenn es ein buddhistischer Tempel war, war er für die strategische Verteidigung der Stadt gedacht. In dieser Gegend gab es früher viele Samurai und somit auch noch einige ähnliche Anlagen, die solide gebaut waren, nahezu unüberwindbare Tore hatten und sich in sicherer Lage befanden. Die Straßen endeten hier in T-Kreuzungen, sodass es für eine angreifende Armee schwer war zur Hauptfestung zu gelangen. Kanazawa explodiert förmlich vor Märkten, wie z.B. dem Omi-Cho, auf dem sich über 100 Stände befinden, an denen frischer Fisch, Gemüse und lokal produzierte Lebensmittel angeboten werden. Es war schwer, nicht mein gesamtes Tagesbudget hier auszugeben.

Das Nachtleben von Kanazawa ist ziemlich cool und ich kann nur die „Pole, Pole Bar“ empfehlen, dort gehen viele Gajin hin und die Japaner sprechen da sehr gutes Englisch. Ich hatte eine gute Zeit hier, ich war seit zwei Wochen nicht mehr in einer Bar. In Kanazawa traf ich Minorou-san (Bild rechts) ein Handwerker, der seine Waren (Theatermasken und Instrumente) in der Nähe von meinem Zelt verkaufte. Er zeigte mir sein Zuhause, wo ich verschiedene Gerichte probieren durfte, beispielsweise gegorene Sojabohnen und eingelegte Pflaumen. Er zeigte mir verschiedene Schwertkampftechniken. Da habe ich auch Ikuko-san (im unteren Bild rechts), eine Sängerin und Songschreiberin, die ich im Bahnhof von Kanazawa live erleben durfte. Sie war so nett und hat für meine 1000 Meilen Challenge Werbung gemacht, vor dem gesamten Publikum. Ich bin doch „hashgashi“ (schüchtern)… Sie macht großartige Musik mit Kristallschalen und ihre Stimme versetzte die Leute in eine meditative Stimmung, obwohl es bei der Veranstaltung ziemlich laut war. Diese Stadt hat wirklich mein Herz gewonnen und ist einer der coolsten Städte Japans. Mein letzter Tag war sehr schön. Yayoi-san hat mir den Oyamnaschrein gezeigt und mich im Samuraiviertel herumgeführt, mit seiner außergewöhnlichen Anordnung und dem besonderen Baustil. Das ist mir entgangen als ich beim ersten Mal allein mit dem Fahrrad hier war.

Danke an all die tollen Menschen, die mir diesen wundervollen und langen Aufenthalt in Kanazawa ermöglicht haben und mir die Besonderheiten der Stadt gezeigt haben (besonders die Süßigkeitengeschäfte) und die einen Fremden so offenherzig willkommen hießen. Danke auch an alle anderen, die mich bei diesem Abendteuer unterstuetzen!

Wednesday, 27 May 2009

Mittwoch, 20. Mai - Frische Luft

Das war wirklich eine großartige Nacht. Ich habe durchgeschlafen und bin nicht einmal aufgewacht, nicht so wie in der Herberge. Mein Wecker klingelte um 7 Uhr, ich habe mich aber noch einmal umgedreht und bis 7.30 Uhr weitergeschlafen. Zum Frühstück gab es Sandwich mit Ei und Tee, um mich für die anstehende Reise zu stärken. Obwohl ich sehr früh aufgestanden bin, fuhr ich nicht vor 9 Uhr los. Nach fünf Minuten kam ich zur R41, die von Takayama nach Toyama führt. Von dort aus ging es dann weiter auf die R471, die mich dann auf die R360 brachte. Diese sollte aber, laut dem Besitzer des Fotogeschäfts, den ich einen Tag zuvor traf, gesperrt sein. Ich hielt an einer Tankstelle und eine nette Dame gab mir eine hanggezeichnete Karte der Umgebung, auf der man gut erkennen konnte, wo sich die Straßensperrung befand und wie man diese umfahren könnte. Ich dachte mir dann, dass es in Ordnung wäre auf der R360 weiterzufahren.

Ich wusste zu dem Zeitpunkt noch nicht, dass dies der spektakulärste Tag überhaupt werden würde! Die Straße führte mich durch kleine Dörfer und an Bauernhöfen vorbei, wo Kühe und Menschen gleichermaßen die klassische Musik, die aus Lautsprechern kam, auf der Wiese genossen. Das ist bestimmt kein schlechtes Leben für eine Kuh. Der Duft, der in der Luft lag, war wundervoll. Ich wollte gar nicht aufhören diese frische, süße Luft einzuatmen (und wie sollte ich auch aufhören zu atmen…). Ich sah viele weiß und lila blühende Bäume. Die R360 zeigte aber bald ihr wahres Gesicht. Es folgte ein schmaler, steiler Abschnitt, der über drei Berge führte, die alle über 1000 Meter hoch sind. Ich bin weiter bergauf gefahren, dort sah ich einige Autos, die am Straßenrand parkten. Ich habe mir nichts weiter dabei gedacht und bin weitergefahren. Und dann kam sie – die Sperrung. Eine breite Schranke riegelte die gesamte Straße ab. Sie schien bereits eine ganze Weile da zu sein, auf ihr hatten sich schon Pflanzen angesiedelt. War dort kein Durchkommen? Doch was sah ich da? Eine schmale Öffnung zwischen der Schranke und einer Steinmauer, die gerade groß genug war, um sich hindurch zu zwängen.

Von da an gab es dann keine Autos mehr und ich hatte die Straße für mich allein. Die Straße, die Berge und die herrliche Luft. Jedoch hatte die Sperrung einen guten Grund, wie ich feststellen musste. Wegen des Regens und der Stürme kam es zu Erdrutschen, die alles zerstört hatten, was sich ihnen in den Weg stellte. Das war die steilste Straße, die ich je befahren habe. Dazu kam, dass es eine Serpentine ist und ich in einer Art Slalom nach oben fahren musste. Alle 30 bis 40 Meter musste ich anhalten, um Luft zu holen. Dabei konnte ich auch die schöne Landschaft bestaunen – wirklich beeindruckend. Alte Pinien und die Bäume, die in bunter Blüte standen, ergaben einen wunderschönen Anblick. Bergfluesse säumten meinen Weg nach oben. Irgendwann war meine Wasserflasche leer und die Sonne ließ meinen Mund im Null Komma nichts austrocknen, so musste ich das Wasser der Bäche nehmen. Das sollte in Ordnung sein, wurde mir von anderen Reisenden, die ich auf der Straße traf, gesagt. Nach 20 km dachte ich, ich hätte die Spitze erreicht. Der Seitenstreifen war mit Seilen abgegrenzt und teilweise waren dort Sandsäcke, die anzeigten, dass der Weg instabil war. Was sah ich da, weiß und glitzernd in der Sonne? Schnee! Es war wirklich Schnee (Bild rechts). Da bin ich vom Fahrrad abgestiegen und nahm ein paar Hände voll, um mein Gesicht abzukühlen. Das war unglaublich. Es waren mindestens 20 °C und der Schnee war trotzdem nicht geschmolzen. Ich wusste, dass der Gipfel bei ungefähr 1400 Metern liegen müsste, deshalb bereitete ich mich schon mal auf die Abfahrt vor. Nach der ersten Kurve traf ich drei lesende Männer. Sie arbeiteten an der Straße und genossen gerade ihre Mittagspause. Mit ihnen habe ich mich kurz unterhalten und bin dann die R360 hinunter nach Shirakawago. Besonders schnell ging die Abfahrt aber nicht, die Hoechstgeschwindigkeit betrug nur 60 km/h, weil ich durch die vielen Kurven ständig abbremsen musste. Ich hielt an, um meine Bremsen zu überprüfen – ich konnte den Radkranz nicht anfassen, weil er so heiß geworden war. Wie gut, dass ich den Reifen gewechselt hatte, diese Straßenbeschaffenheit hätte der alte nicht überstanden. Bei meiner Abfahrt in Richtung Shikawago entdeckte ich einige Gassho Häuser (Häuser aus Holz, mit Strohdächern). Bald sah ich auch die ersten Reisebusse anrollen. Ich hielt in Shikawago, um etwas zu essen und zu trinken. Es gab dort ein nettes Restaurant, das eine Vielzahl an vegetarischen Gerichten anbot (Wurzelgemüse, Pilze, heißes und kaltes Tofu, Misosuppe und Reis). Ich befüllte noch meine Wasserflasche und fuhr weiter nach Kanazawa. Die letzten 20 km rückten näher und ich machte gute Fortschritte. Auf meinem Weg sah ich viele Dämme, Brücken und alte Dörfer. Die R156 wurde zur R304, die auf der Karte nicht so schlimm ausgesehen hatte wie sie in Wirklichkeit ist – steil. Und ein Tunnel kam auch, mindestens 3 km lang. Mir tat inzwischen alles weh und ich merkte, dass ich keine Energie mehr hatte, um das Zelt aufzubauen.

In Johanna (Nanto-shi) entdeckte ich einen Buddhistentempel, wo ich zelten könnte. Ich fuhr aber erst mal in die Stadt zu einem Supermarkt. Ich zeltete neben einem Reisfeld, in dem es sich viele Froesche gemütlich gemacht hatten. Zum Abendbrot gab es einen Eintopf aus Gemüse, Bohnen und Tofu und meine obligatorische Tüte Erdnüsse. Dann bin einfach nur noch in meinen Schlafsack gekrochen und eingeschlafen, nach neun Stunden fahrt, inklusive einer Stunde Mittagspause. Ich träumte von der aufregenden Abfahrt mit Wind im Gesicht, dem süßen Duft der Bergluft und den Froeschen, die mir Geschichten erzählen wollen…

Tuesday, 26 May 2009

Dienstag, 19. Mai - Takayama

Gut geschlafen habe ich in den letzten zwei Tagen nicht wirklich, das lag wahrscheinlich daran, dass mir die Nächte in einem Gebäude auf einer richtigen Matratze zu ruhig und bequem waren… Ja, das klingt merkwürdig…

Nach einem leichten Frühstück bin ich in den Takayama Park gefahren um dort die Takayama-jo Ruinen (Burg Takayama) zu finden. Der Park ist sehr groß und sich selbst überlassen. Er beherbergt zahllose Singvögel und bietet eine wunderschöne Aussicht auf die Japanischen Alpen (Bild links). Die Ruinen waren eine ziemliche Enttäuschung, weil sie nur in Form von Holz auf dem Boden angedeutet sind.

Danach bin ich in den älteren Teil der Stadt gegangen, der aus Sakebrauereien, Holzschnitzwerkstätten und Töpfereien, sowie aus traditionellen Lebensmittelgeschäften besteht. Hier und da habe ich mal dies und jenes probiert und vor allem der Sake stieg mir sehr schnell zu Kopf. In Betracht dessen, dass ich noch eine Strecke mit dem Rad vor mir hatte, habe ich aber nach der zweiten Brauerei aufgehört – ehrlich. In der letzten habe ich ein paar Chinesen getroffen, die in der Stadt arbeiten, mit ihnen hab ich mich noch eine Weile unterhalten (Bild rechts). Dann bin ich zu einem Geschäft gefahren, in dem ich meine Bilder von der Kamera hochladen konnte. Der nette Inhaber hat mein Fahrrad erspäht und so sind wir ins Gespräch gekommen. Er hat mir erklärt, dass ich nicht, wie geplant, die R360 nach Kanazawa nehmen könne, weil diese gesperrt ist. Dafür hat er mir in aller Ausführlichkeit andere Wege beschrieben und hat mir ein paar Karten von der Umgebung gegeben. Shirakawa-go solle ich mir unbedingt ansehen, ein UNESCO Welterbe, in dem es viele Jahrhunderte alte Gassho Häuser geben soll. Das hörte sich interessant an, da ich ohnehin auf dem Weg in Richtung Norden war.

Zum Mittag bin ich dann in eine Nudelbar eingekehrt. Was mir dort allerdings als vegetarische Nudelsuppe angeboten wurde, war einfach abscheulich! Ich habe das Gesicht verzogen beim Anblick meiner halbleeren Schale und habe versucht klarzumachen, dass ich dafür nicht den vollen Preis zahlen würde. Ist es denn meine Schuld, dass das einzige Gemüse, das sie da hatten, gefrorene Bambusstreifen waren? Nein.

Ich holte meine Sachen aus der Tempel-Jugendherberge und beschloss ein paar Kilometer auf der R41 zu fahren, und dort nach einem Platz für mein Zelt zu suchen. Ich kam zu einem entlegenen Feld und hielt. Nachdem ich meine Sachen abgeladen habe, und dann nach einem Supermarkt in der Nähe suchte, musste ich feststellen, dass ich einen Platten hatte. Das heißt, ich musste mein Fahrrad zurück schieben, um den Reifen zu wechseln und den Schlauch zu reparieren. Der Reifen war nach zwei Wochen schon ziemlich abgefahren und so war es definitiv ein Sicherheitsrisiko damit weiterzufahren. Ein Anwohner musste mich gesehen haben. Er kam, um mir mit einer Luftpumpe auszuhelfen, was leider nicht funktionierte. Ich fragte ihn, ob ich denn auf diesem Feld bleiben könnte. Er sagte nein und wies mich auf einen schöneren Platz ganz in der Nähe hin. Er hat mich hingefahren. Es war ein schöner Fleck mitten im Wald. Ich hatte fließendes Wasser, eine Toilette und die vielen Bäume ganz für mich allein. Ein bisschen Angst hatte ich, das muss ich zugeben. Da waren gruselige Gräber und musste plötzlich an Filme wie „The Blair Witch Project“ denken, als die Sonne langsam unterging und ich mich ganz allein in der Wildnis befand… In Japan gibt es noch Bären und die sollen auch schon in Menschensiedlungen vorgedrungen sein. Mit einem beschützenden Kreis, den ich um mein Zelt und mein Fahrrad gezogen hatte, und bewaffnet mit meinem Küchenmesser, habe ich angefangen mir etwas zu essen zu machen – im Zelt. Dann habe ich mir gesagt, dass ich den besten und friedlichsten Schlaf meines Lebens haben würde und erholt und fröhlich am nächsten Morgen aufwachen würde. Es hat geklappt… Puh!

Sunday, 24 May 2009

Montag, 18. Mai - Es geht bergauf, buchstäblich...

Ich wurde von einem Mann mit einem Taschenradio geweckt. Dann bin ich schnell aufgestanden, habe mich angezogen und das Zelt sauber gemacht, damit ich bald abreisen konnte. Innerhalb von zehn Minuten kam der Mann wieder mit jemand anders. Ich habe den beiden erklärt, wo ich herkomme, warum ich hier bin und wo ich heute hin wollte. Das schien sie beruhigt zu haben. Einer von ihnen hatte eine Armbinde und war wahrscheinlich dafür verantwortlich nach dem Tempelgrundstück zu sehen, da er auch Holz aufsammelte, das bei dem Regen und den Stürmen in den letzten zwei Tagen herunter gekommen war. Er kam zurück zu meinem Zelt, um sich mit mir zu unterhalten. Er hat Deutsch in der Schule gelernt. Der Mann konnte immer noch Passagen aus Gedichten von Theodor Storm rezitieren und erinnerte sich auch noch an ein paar andere interessante Wörter. Er sagte dann „Kyotsukete“. An die Bedeutung des Wortes konnte ich mich nicht mehr erinnern, aber es kam mir bekannt vor.

Ich packte dann schnell meine Sachen und war um 10 Uhr abfahrbereit. Um nach Takayama zu kommen wollte ich die R158 nehmen. Das ist eine Strecke von ziemlich genau 100 km, die wieder über die Japanischen Alpen, durch den Chibusangaku Nationalpark in 2000 m Höhe führten. Glücklicherweise hat es aufgehört zu regnen und ich konnte mit Sonnenschein in den Tag starten. Ich habe ziemlich schnell aus der Stadt herausgefunden, dank meiner Karte. Auf meinem Weg zur R158 traf ich auf einen anderen Reisenden – Matthias aus Frankreich (Bild rechts). Er bereist seit nunmehr 13 Jahren die ganze Welt, worunter auch drei Jahre in Japan sind. Er war zu Fuß unterwegs und hatte sein Gepäck auf einer Rollvorrichtung untergebracht. Per Anhalter wollte er in die Berge kommen. Wir haben uns nett unterhalten und er hat mir dann noch erklärt, dass „Kyotsukete“ „pass auf dich auf“ bedeutet. Wir ließen ein paar Fotos von uns machen. Dann verabschiedeten wir uns mit „Kyotsukete“, „Bon Voyage“ und „See you in the mountains“. Und so kam es auch. Ich traf ihn, nach anstrengenden 40 km bergauf, an der Straße als er gerade auf seine nächste Mitfahrgelegenheit wartete. Wir unterhielten uns noch ein bisschen, er erzählte mir, dass er Fotograf ist und auf dem seinem Weg durch die Berge auf der Suche nach abgelegenen Dörfern ist. Er verbindet seine Reisen immer mit der Arbeit und verdient sein Geld damit seine Bilder zu verkaufen oder auch mit anderen Jobs. Es war sehr angenehm sich mit ihm zu unterhalten, sein Englisch und Japanisch waren sehr gut. Vielleicht würde ich ihn in Takayama wieder treffen. Er fragte mich ob wir zusammen essen sollten, aber ich hatte noch eine Stunde Fahrt vor mir, um wenigstens die Hälfte der Strecke geschafft zu haben.

Weitere schreckliche 15 km bis es endlich Mittag bei einer Naturheilquelle gab. Dort habe ich Kirschbäume entdeckt, die noch in voller Blüte standen – eine Seltenheit, da die Blüten normalerweise um diese Jahreszeit bereits verwelkt sind. Dies ist ein Anzeichen dafür, wie hoch in den Bergen ich mich befand. Ich bin durch 18 Tunnel gefahren, der längste war diesmal 4000 Meter lang und hatte keinen Seitenstreifen. Man musste dort aber Maut zahlen an einem Automaten und ich habe vergebens versucht meine 1000 YEN in die Maschine zu stecken. Die Autofahrer hinter mir mussten warten und einer von ihnen kam auch schon aus seinem Fahrzeug. Ich wurde dann aber gerettet von einem Mitarbeiter der Mautstation, der mir half mein Fahrrad auf die andere Seite der Barriere zu tragen und mir erklärte, dass ich nicht zahlen müsse.

Ich befand mich nun in einer der Skiregionen und die schneebedeckten Gipfel waren scheinbar so nah, dass man sie fast berühren konnte (Bild links). Ich konnte die Skilifts sehen und auch die Piste. Das muss schön sein im Winter. Ich habe den Mitarbeiter der Mautstelle gefragt wie viel höher es noch ginge und er erklärte mir, dass es noch ein paar steile Wege wären und dann wäre es geschafft.

Ich fuhr die Serpentine hinauf und kam zu einer Baustelle mit nur einspurigem Verkehr. Diese Baustellen werden immer von zwei Leuten mit roten und weißen Flaggen und Walky Talkys gemanagt. Ich fuhr an einem von ihnen vorbei und dann brauchte ich ganze zehn Minuten, um die Baustelle zu passieren, da ich zwischendurch anhalten musste um Luft zu holen. Der Mann auf der anderen Seite grinste mich an und ich drehte mich um, um die Schlange von Autos zu bemerken, die sich hinter mir gebildet hat und darauf wartete, dass ich endlich die Straße räume. Hihi… Noch ein Tunnel und dann war es geschafft! 70 km bergauf hatten endlich ein Ende. Ich war an der anderen Seite des Parks angelangt. Takayama war noch 30 km entfernt. Ich sah ständig Busse, die Touristen in den Park brachten und Leute, die die vielen Quellen und Naturbäder genossen.

Am Gipfel des Berges sprach ich mit einem Paar, die Kräuter gepflückt haben (Wasabi, u.a.) und habe mich nach dem Onsen in Takayama erkundigt. Von nun an ging es nur noch bergab und ich habe meinen neuen Rekord aufgestellt: 68 km/h. Dazu musste ich mich aber auf die Lenkerstange legen und wie verrückt strampeln. Die nächsten 30 km vergingen wie im Flug. Für den Weg nach oben habe ich sechs Stunden gebraucht, für den nach unten 45 Minuten. Das war eine schöne Belohnung. Mein Herz machte einen Freudensprung und ein paar Motorradfahrer haben gehupt und mir Daumen nach oben gegeben.

Als ich endlich in Takayama ankam, hielt ich an einem Tempel, in dem sich auch eine Jugendherberge befand, um meine Geräte, die Akkus haben, aufzuladen und ein Bad im tempeleigenen Onsen zu nehmen. Die Jugendherberge war sehr schön und fühlte sich schon fast luxuriös an. Als Tempel werden dort die strengen Schließzeiten (21.45 Uhr) und die Nachtruhe (22 Uhr) sehr genau beobachtet. Morgens konnte man Trommeln und Gesänge aus den Schlafsälen hören. Ich war einer von nur drei Gästen und habe dort sehr gut geschlafen.

Sonntag, 17. Mai - ... und es regnet!

Der Tag begann für mich um 6.30 Uhr mit Lautsprecheransagen… Das muss wohl so üblich sein in dem Teil der Stadt, in dem ich mein Zelt aufgeschlagen hatte. Die Ansagen wurden dann um 7 Uhr, 7.30 Uhr und noch mal um 8 Uhr wiederholt - und das an einem Sonntagmorgen. Es hat immer noch geregnet, also entschied ich mich, doch nicht den Standort zu wechseln, mir stattdessen ein wenig neue Regenausrüstung zu besorgen und die Stadt zu erkunden. Zuerst bin ich zu einem „Supaa“ gefahren, um mir etwas zu essen und einen Ersatz für meinen Propangaskocher zu besorgen. Zurück am Zelt habe ich dann erst mal gegessen und bin dann wieder in die Stadt gefahren. Es regnete immer noch. Ich fuhr zur berühmten Burg Matsumoto (Bild links), einem japanischen Nationalheiligtum (eins von vier in ganz Japan). Eine Karte, die ich mir in einem „Kombini“ kopiert habe, war mir dabei sehr hilfreich. Bei der Burg hatte ich dann die Gelegenheit an einer Führung teilzunehmen – ich hatte einen Fremdenführer und zwei seiner Azubis ganz für mich allein. Der Fremdenführer sprach ziemlich gut Englisch, so habe ich viel über die Burg gelernt. Wikipedia weiß Folgendes:

„Die Burg Matsumoto (jap. 松本城 Matsumoto-jō) ist eine von Japans schönsten Burgen. Sie befindet sich in Matsumoto in der Präfektur Nagano. Die leichte Erreichbarkeit aus Tokio macht sie zu einem beliebten Touristenziel innerhalb Japans.
Die Burg wird wegen der schwarzen Farbe und den "ausgebreiteten Flügel" auch manchmal Krähenburg genannt. Sie ist ein gutes Beispiel für eine Niederungsburg, da sie nicht auf einem Berg gebaut wurde.
Die Ursprünge der Burg gehen zurück auf die Sengoku-Zeit (Zeit der streitenden Reiche). Zu der Zeit baute der Ogasawara-Clan eine Festung auf dem Gebiet. Später kam sie unter die Herrschaft von Takeda Shingen und schließlich Tokugawa Ieyasu.

Taikomon-Tor

Als Toyotomi Hideyoshi Ieyasu in die Kantō-Gegend verlegte, wurde Ishikawa Norimasa sein Nachfolger in Matsumoto. Norimasa und sein Sohn Yasunagana erweiterten in den folgenden Jahren die Festung zu einer Burg und bauten den Turm und andere Teile der heutigen Anlage.
1872, nach der Meiji-Restauration, wurde das Hauptgebäude auf einer Auktion verkauft und konnte nur durch die Kooperation von Einwohnern aus Matsumoto vor der Demontage verschont werden.
Als eine der wenigen noch original erhaltenen Burgen ist sie Teil des offiziellen Nationalschatzes Japans, außerdem gehört sie zu den drei berühmten Schlössern Japans.“

Nach meinem Besuch bei der Burg wollte ich mir Matsumoto genauer ansehen und irgendwo ein Internetcafé auftreiben. Das war gar nicht so einfach, weil sich die Ortsansässigen nicht ganz einig über den Standort eines solchen Cafés waren. Nach einer Stunde habe ich aufgegeben und entschloss mich erst mal eine Udon-Suppe in einer Nudelbar zu essen. Der Koch hat die Suppe professionell und stilvoll zubereitet. Er schien froh darüber zu sein, mal eine Suppe nur mit Nudeln und Gemüse zu machen. Das lag wohl daran, dass die örtliche Spezialität, neben anderen kulinarischen Extravaganzen, rohes Pferdefleisch ist. Abends im Zelt habe ich dann noch Tagebuch geschrieben und mir noch eine Suppe mit Gemüse und Tofu (siehe Foto vom 16.05.) gekocht. Um 22 Uhr war dann Schlafenszeit.

Friday, 22 May 2009

Samstag, 16.Mai - Wasser

Heute nahm ich die R142/ 254, eine Straße, die nach dem Ort Saku die nächsten 50 km bergauf geht. Ich musste wieder durch viele Tunnel fahren, der längste maß diesmal 2500 Meter. Irgendwann fing es an zu regnen, also entschloss ich mich kurzerhand ein wenig Zeit in einem kleinen Onsen zu verbringen. Dieses Naturbad glich mehr einem kleineren öffentlichen Schwimmbad. Der Empfangschef machte ein entspanntes Nickerchen, während die Gäste einfach ihre 200 YEN (ca. 1,50 €) in eine Holzkiste am Eingang warfen. Diesmal waren einige Besucher im Bad und so konnte ich eingehend die japanischen Baderituale beobachten: Vom Waschen bis zur Art und Weise das Handtuch zu halten und es elegant auf dem Kopf zu platzieren, wenn man ins Wasser geht. Ich unterhielt mich mit einem der Gäste und er erzählte mir, dass in es die nächsten zwei Tage regnen sollte. Mein Plan, den Onsen zu verlassen und meine Reise in den Bergen bei Sonnenschein fortzusetzen, fiel leider buchstäblich ins Wasser. Meine Regenausrüstung kam zum Einsatz (Danke Jorrin, für diese äußerst nützlichen Fußschützer!) und ich fuhr weiter bergauf. Innerhalb weniger Minuten war die entspannte Stimmung aus dem Onsen vergessen und ich habe angefangen zu schwitzen, weil diese Regensachen nicht sonderlich atmungsaktiv sind.

Als ich endlich den Gipfel erreicht hatte, konnte die Abfahrt losgehen. Auf der anderen Seite des Bergs wehte ein sehr kalter und starker Wind und bei einer Abfahrtsgeschwindigkeit von ca. 50 km/h ich fing ziemlich schnell an zu frieren. In der Nähe von Matsumoto (etwa 220.000 Einwohner), habe ich einen 7/11 Laden entdeckt und wollte mir dort etwas zu trinken besorgen. Bei der Überquerung der Strasse entschloss sich jedoch mein Hinterrad auf einer Metallrinne wegzurutschen und ich fiel mit samt dem Fahrrad zu Boden… Kein schöner Anblick, doch ich war schnell wieder auf den Beinen und weitestgehend unversehrt. Ziemlich durchgeschüttelt stolperte ich in den Laden um mir nun endlich etwas zu trinken zu kaufen. Dann setzte ich meine Reise fort und hielt Ausschau nach einer Möglichkeit für ein heißes Bad – Onsenzeit! Und Matsumoto ist bekannt für seine Naturbäder, ebenso wie für sein Schloss. Ich entschied mich für ein Bad in der Nähe des Asama Onsen, das mir ein Anwohner empfohlen hat. Dort habe ich 800 YEN (ca. 6€) für den Eintritt bezahlt. Wenn ich so zurückblicke, dann ist das wirklich der beste, in dem ich bisher gewesen bin. Viele Leute waren dort (nun ja, Männer…). Es gab drinnen ein großes Bad und auch hölzerne Außenbecken, die aber mit dem Inneren verbunden sind. Zur Außenanlage stand auch eine Sauna zur Verfügung. Dort hielt ich mich etwa eine Stunde lang auf um mich aufzuwärmen. Es wurde allmählich dunkel und ich musste mir schnell einen Platz für mein Zelt in der Stadt suchen. Da ich weiß, dass ich nach Bäumen inmitten von Häusern Ausschau halten muss, weil diese auf Tempel hinweisen, fand ich auch bald einen Platz nahe dem Stadtzentrum. Ich habe dann mein Zelt in einer ruhigen, nicht allzu offensichtlichen Ecke aufgebaut, noch etwas gegessen (Bild rechts) und bin dann ins Bett gegangen. Es hat immer noch geregnet, aber nicht mehr so stark wie zuvor. Am nächsten Tag würde ich um 6.30 Uhr aufstehen und mir einen anderen Ort suchen, da ich mich hier nicht wirklich wohl fühlte.

Thursday, 21 May 2009

Freitag, 15. Mai - Mensch und Natur

Heute Morgen trat um 7.15 Uhr die Katastrophe schlechthin – der Akku meiner elektrischen Zahnbürste war nun endgültig leer. Oh nein! Was soll ich denn jetzt machen? Ich habe versucht ich ihn an verschiedenen Steckdosen aufzuladen, aber das Lämpchen flackert nur ein wenig und das Ladegerät funktioniert nicht. Die schlimmste aller Situationen ist nun eingetreten. Der Gedanke, morgens aufzustehen und mir die Zähne mit einer gewöhnlichen Handzahnbürste zu putzen, treibt mir Schauer über den Rücken. Das ist etwas, das ich seit Jahren nicht mehr gemacht habe. Was tun, was tun…

Als ich über dieses erwartete und dennoch nicht minder dramatische Ereignis hinweg war, machte ich mich auf den Weg zur Tatsuoka Festung (Bild rechts), eine von zweien, die in Sternform, inspiriert vom Baustil europäischer Festungen, gebaut wurden. Glücklicherweise war sie gleich um die Ecke und ich konnte in zehn Minuten mit dem Fahrrad dorthin gelangen. Alles was von ihr übrig geblieben ist, ist der Festungsgraben und einige Ruinen, die beispielsweise eine Küche erahnen lassen. Ich sah mir die Festung von allen Seiten an, die Form eines Pentagramms war immer noch sehr gut zu erkennen, da ein Großteil der äußeren Mauern noch erhalten ist. Sehr beeindruckend. Ich habe die Armee der Samurai, die gerade einen Angriff auf Tatsuoka planen, förmlich vor mir gesehen. In der Geschichte kam aber alles anders. Die Ansässigen hatten von ihrer Bastion die Nase voll und brannten die Festung einfach nieder. Am ihrem historischen Höhepunkt hat ihr Herrscher über mehr als 60.000 Goku (eine Einheit um Reis zu wiegen, ein Goku kann einen Menschen ein Jahr lang ernähren) verfügt. Dort gab es eine kleine Touristinformation mit zwei Fremdenführern. Ich traf dort auf ein japanisches Paar, beide sprachen sehr gut Englisch, so konnten sie mir einige der Informationen übersetzen. Wir haben uns auch über den Gemüseanbau und den Kampf der Anwohner gegen Affen, Wild und Waschbären, die die Felder nachts plündern, unterhalten. Nachdem ich die Festung besucht habe, fuhr ich zu einem sehr alten buddhistischen Tempel in der Nähe von Tatsuoka, zu dem auch ein Schatzhaus mit einer Pagode aus dem achten Jahrhundert (Bild links) gehört. Der Tempel wurde an einem steilen Berghang gebaut. Ich beschloss hinaufzuklettern, um auch Schreine, die im Wald verborgen liegen, und nahe gelegene Flüsse sehen zu können. Die Aussicht war einfach wunderschön. Ich bin dort eine Weile sitzen geblieben und habe die süße Waldluft und die Sonne genossen.

Zurück am Zelt entschloss ich mich nach Saku zu fahren, nächstgelegene größere Stadt. Das 24-Stunden-Internet-Café hatte geschlossen… Aber ich bin am Abend noch mal dort hingefahren, um nach meinen E-Mails zu sehen und meine Tagebucheinträge zu schreiben. Auf dem Rückweg hielt ich an einem sehr teuren „Matsumo Supaa“, um Misopaste (japanische Brühe), eine Grapefruit, Paprika und eine extra Tüte für meinen Müll. Als ich zurück zum Zelt kam, musste ich feststellen, dass mein Müll, den ich in einer Tüte gesammelt habe, auf der ganzen Straße verteilt herumlag. Das war mir sehr unangenehm, aber es gibt in der Gegend NIRGENDS öffentliche Mülltonnen, nur vereinzelt Recyclingtonnen für Flaschen, Dosen und Plastik. Nach dieser Entdeckung hob ich meinen Müll von der Straße auf und sortierte ihn nach Wertstoff- und Bioabfall, um sie am nächsten Tag zu einer Tonne beim nächsten Bahnhof zu bringen.

Abends habe ich mit meinem Bambusstock, den ich mir am Fluss in Shimonita besorgt habe, trainiert, habe mir dann noch ein Feuer gemacht und bin ins Bett gegangen. Der nächste Tag würde ein langer werden – die Fahrt nach Matsumoto (80 km) steht auf dem Plan.

Sunday, 17 May 2009

Woche Zwei - Gastfreundschaft

Die letzten zwei Tage habe ich in Shimonita, nahe dem Arafuyane (ein mehr als 1000 m hoher Berg) verbracht. Dort habe ich mein Lager auf einem verlassenen Feld aufgeschlagen.

Innerhalb weniger Minuten „mussten“ einige Anwohner plötzlich mit ihren Hunden spazieren gehen, sodass sie mich näher unter die Lupe nehmen konnten. Einer von ihnen war sehr begeistert als ich erzählte, dass ich ein Doitsu-jin (Deutscher) bin und er berichtete, dass er jemanden kennt, der Doitsu-go spricht. Nach 20 Minuten kam er zurück mit seinem Bekannten, der neun Jahre in Deutschland gelebt hat und froh war sich mal wieder auf Deutsch unterhalten zu können. Wir haben eine Weile geredet bis er sich auf den Weg machte, nur um kurze Zeit später mit seiner Tochter zurückzukommen, die auch Deutsch spricht und üben wollte. Am nächsten Morgen wachte ich auf, wollte das Zelt vom Regenwasser der letzten Nacht befreien und entdeckte was? Frühstück, frisch gebackenes Brot, Marmelade, einen großen Apfel und einige Kaffeeaufgussbeutel. WOW – was für eine Überraschung! Ich habe in London ein paar kleine Geschenke gekauft, von denen eines nun zum Einsatz kommen konnte. Obwohl ich mich nicht an den Namen des Mannes erinnern konnte, fuhr ich in die Stadt, um ihm das Geschenk zu bringen. Das führte mich zu einer Werkstatt, wo der Chef mit viel Willenskraft und mithilfe seiner Frau versucht hat herauszufinden, was ich möchte. „Nihon-jin, Doitsu-go doko desu ka?“ = „Wo wohnt der Japaner, der Deutsch spricht?“. Anscheinend wusste er das nicht, aber seine Frau brachte mich mit dem Auto zur nächsten Kirche, die von einer Amerikanerin geleitet wird. Sie war nicht da, also fuhren wir wieder zurück zur Werkstatt. Ich sagte „sumimasen“ und „arrigato gozeimashita“ („Entschuldigen Sie die Unannehmlichkeiten und haben Sie vielen Dank.“) und fuhr zurück zum Camp. Nach einer halben Stunde kam die Frau des Werkstattchefs zu mir mit der frohen Botschaft, dass sie den Mann gefunden hat, den ich gesucht habe: Herr Ishizeki-san (Bild oben; mit seiner Tochter). Er würde am Abend vorbeischauen, um sich mit mir zu unterhalten. Ich entschied mich zu einem Fluss in der Nähe zu gehen und eine Runde zu schwimmen, mir ein paar Bambusstöcke fürs Training zu suchen und einfach die Sonne zu genießen. Als ich zurück kam, fand ich noch eine Überraschung – Mittag! Diesmal bekam ich Reisbällchen in Noda (Algen) und Bambussprossen oder etwas in der Art (Bild rechts). Die kleinen Fischchen, die auf den Sprossen waren, mussten leider zu den Grashüpfern wandern. Zum Nachtisch gab es Erdbeeren – DANKE! Am Abend kam Herr Ishizeki und lud mich zum Abendessen in sein Haus ein. Wir unterhielten uns noch ein wenig auf Deutsch. Seine Frau hat leckeren Salat, Suppe und Reis gemacht (ich habe erklärt, dass ich damit als Vegetarier sehr zufrieden bin). Herr Ishizeki musste dann zu einer Stadtversammlung, also bin ich auch gegangen.

Zurück am Zelt, stellte ich mich schon auf die Nachtruhe ein, bis eine Frau mit ihrem Auto vorbeikam, um sich Erde für ihren Garten zu besorgen. Wie grüssten uns und sie fragte mich wo ich herkomme und wo ich hin will und ich erklärte, dass ich dort in dem Zelt übernachte. 20 Minuten später kam sie zurück mit einer Schale Nudelsuppe, was inzwischen schon eine Anstrengung darstellte, weil ich schon so satt war. Aber ich habe es geschafft. Es leben sehr nette und gastfreundliche Menschen in Shimonita!

Am nächsten Morgen packte ich meine Sachen und war schon ein wenig aufgeregt, heute diesen großen Berg zu überqueren. Zum Frühstück gab es eine Banane und Kaffee, ich hatte nicht mehr, weil ich nicht geplant hatte, so lange auf diesem Feld zu bleiben. Am nächsten Kombini gab es dann Reisbällchen und einen halben Liter Grapefruitsaft, um mich für die anstehende Strecke zu stärken.

Die Straßen zum Berg waren sehr steil und ich bin über insgesamt 16 Brücken und fünf Tunnel gefahren. Zwei der Tunnel waren ganz schön lang und gruselig. Der letzte (1000 m lang) hatte keinen Seitenstreifen, also habe ich alle meine Lichter (drei) in Gang gebracht, einmal tief durchgeatmet und bin dann so schnell wie möglich durchgeradelt. Die LKW hinter mir mussten auf den entgegenkommenden Verkehr warten und der entgegenkommende Verkehr brachte eine Menge Krach und Wind mit sich, sodass es schwer fiel die Kontrolle über das Rad zu behalten. BEÄNGSTIGEND.

Auf der anderen Seite fuhr ich eine kleine Straße hinauf, in der Hoffnung, dass ich dort ein Onsen (Naturbad/ Mineralbad) finden würde. Ich habe den Wegweiser falsch verstanden, denn der Weg führte geradewegs zum Gipfel des Berges. Die Abfahrt fiel dann ein wenig leichter mit Mittag (Toast und Marmelade) im Bauch. Auf halber Stecke entdeckte ich dann das richtige Schild, dass mich zum Naturbad führte.

Hier habe ich dann gerne 800 YEN (6,20 €) bezahlt für ein Bad. Ich war der einzige Besucher und hatte so das ganze Bad für mich allein. Ich legte meine Sachen ab, wusch mich und tauchte dann meinen schmerzenden Körper in das heiße (!!!) Wasser… Autsch. Der Schmerz ging von meinen Beinen zu meinen Armen, über meinen Nacken in meine Schultern – ich hatte mir während der Fahrt auf den Berg einen schönen Sonnenbrand geholt. Ich ging dann lieber in das nicht ganz so heiße Bad und duschte dann kalt. Das wiederholte sich mehrmals in den nächsten 40 Minuten bis ich genug hatte und meine Haut weich war wie der bekannte Babypopo. Dann fand ich diesen tollen Massagesessel (Nutzung kostenfrei; Bild rechts), der genau das Richtige für meine schmerzenden Muskeln.

Ich setzte meine Reise fort ins Tal mit 60 km/h Höchstgeschwindigkeit und kühlem Wind im Gesicht. Ich suchte mir ein schönes Plätzchen für mein Zelt: ein Buddhistenschrein. Ich kaufte noch schnell für das Abendbrot ein und suchte mir Holz für mein Lagerfeuer. Es gab dann Erdnüsse und grünen Tee nach einem langen, anstrengenden, aber auch richtig tollen Tag. Ich werde nach einem Tag weiterfahren nach Matsumoto, um mir das Schloss anzusehen und einen Weg aus den Japanischen Alpen, die bis zu 3000 m hoch sind, um zum Meer zu gelangen. Bis jetzt bin ich 200 Meilen (320 km) gefahren und habe jede davon genossen. Also dann bis zur nächsten Berichterstattung! Dirkus Japanensus

Sunday, 10 May 2009

Meine erste Woche in Japan

Ich bin in Japan angekommen - leider vorerst ohne mein Fahrrad, aber einen Tag später waren wir wieder vereint (zu sehen im Bild rechts). Am zweiten Tag bin ich dann vom Narita Flughafen/ Tokio nach Noda gefahren, das ist eine Strecke von etwa 75 km. Mein erster Tag auf dem Rad und schon regnet es! Meine vermeindlich wasserdichte Kleidung gab nach 3 Stunden Dauerregen den Geist auf. Ich habe mir meine Route mit Google herausgesucht, was an sich eine gute Idee gewesen wäre, wenn ich japanisch oder gar japanische Wegweiser lesen könnte. Ihr könnt euch vorstellen, was dann passiert ist. Ich hab mich schrecklich in Reisfeldern (vom Flugzeug aus gesehen; im linken Bild) verirrt, die sich von der einen zur anderen Seite des Horizontes zu erstrecken schienen. Dann habe ich meinen erst kürzlich erworbenen Kompass benutzt um zumindest die richtige Richtung zu finden. In Anbetracht dessen, dass ich nie zuvor einen Kompass gebrauchen musste, habe ich mich gut geschlagen. Doch dann habe ich es geschafft, in einem der Reisfelder durch eine riesige Pfütze zu fahren, was einen platten Hinterreifen zur Folge hatte, der eigentlich bereits genug damit zu tun hatte, den 30 kg Gepäck standzuhalten. Mit Mühe und Not habe ich das Fahrrad in die nächste Wohnsiedlung schieben können. Dort traf ich glücklicherweise auf eine Frau mit ihrem Sohn. Ich bat sie, mein Fahrrad bei ihr reparieren zu dürfen. Sie war sehr nett und sprach auch ein wenig Englisch. Sie hat sofort ihre Garage für mich freigeräumt, sodass ich mein Fahrrad reparieren konnte, ohne nass zu werden. Mal abgesehen davon, dass ich ohnehin schon von oben bis unten durchgeweicht war. Eine sehr nette Geste. Die freundliche Dame brachte mir dann noch japanischen Tee und Brötchen - genau das Richtige für Körper und Geist in dieser Situation. Als mein Fahrrad wieder voll funktionstüchtig war, fuhr ich noch weitere zwei Stunden, um dann mein Lager in einem Wald nahe der Autobahn 16 aufzuschlagen. Es war schon recht dunkel, deshalb musste ich mich beeilen. Wie praktisch, dass ich vorher noch nie ausprobiert habe, das Zelt aufzubauen... Etwa 20 Minuten später saß ich dann im Zelt und brachte den Gaskocher in Gang.
Am nächsten Tag fuhr ich nach Noda. Dort habe ich ein schönes Plätzchen für mein Zelt (Bild oben links) im Park eines buddhistischen Tempels (Bild unten links) gefunden. Das wird mein Zuhause für diese Woche sein, da ich an den Trainingseinheiten hier im Bujinkan Hombu Dojo teilnehme. Im Bild ganz unten seht ihr eine Ehrenstatue und auf der rechten Seite einen buddhistischen Schrein; beides habe ich hier entdeckt. Ich habe vor, mit 4000 Yen (ca. 30 €) am Tag, die Gebühr für das Training eingeschlossen, auszukommen. Der Vorteil in der Stadt zu zelten ist, dass ich nicht weit fahren muss, um alles zu erreichen, was ich benötige. Morgens bekomme ich Wasser für meinen Tee und dann beginne ich den Tag mit einigen Dehnungsübungen. Danach folgt eine zwanzigminütige Meditaion unter der Pagode des Tempels. Dann gibt es ein vernünftiges Frühstück, bevor ich zum Training gehe. Ich rasiere mich in der hiesigen Bibliothek und versuche das so normal wie möglich für einen Gajin (Fremden) aussehen zu lassen. Jede andere Art der Körperpflege findet nachts im Tempel statt, woher auch das Wasser für die Pflanzen stammt... Brrr. Ich bin sehr überrascht, dass mein Zelt im Park noch kein Aufsehen erregt hat. Ich fühle mich hier so dermaßen sicher, dass ich eigentlich meine Sachen auch unbeaufsichtigt lassen könnte, ohne mir Sorgen um sie zu machen. Das mache ich natürlich nicht, aber so geschützt fühle ich mich in Japan. Die Leute sind über alle Maßen freundlich und es ist sehr einfach sich auch mit nur rudimentärem Japanisch zu verständigen. Am Montag werde ich meine Reise in Richtung Westen fortsetzen - das Japanische Meer nach nur einer Woche schon in Sicht. Ich werde mich wohl an den Hauptstraßen orientieren, denn ich möchte mich nicht zu sehr verirren. Wenn man einen Blick auf die Karte wirft, sieht man nur Berge. Ich werde mich an die Autobahnen 16, 17 und 18 halten, um ans Meer zu gelangen. Es wäre zu riskant kleinere Straßen zu nutzen, da ich vielleicht die Beschilderung nicht entziffern kann... Das war es erst mal, viele Grüße aus Japan an euch da draußen!







Vorbereitung und Ankunft: (Nachrichten aus twitter, frei ins Deutsche übersetzt);

"Das Essen ist, na ja, interessant... Ohne die Hilfe eines jungen Japaners hätte ich wahrscheinlich nicht mal eine fleisch- und fischfreie Nudelsuppe bekommen ;)"

"Gerade habe ich in einem Hotel ganz in der Nähe vom Flughafen eingecheckt und bin zum hiesigen Tempel gegangen, riesengroß und wunderschön. Da habe ich mir gleich den Festumzug angesehen, der heute stattfand."

"So, bin gerade in Tokio angekommen und wurde von einem freundlichen BA Mitarbeiter informiert, dass mein Fahrrad in Kürze eintreffen wird - morgen..."

"Es passt, oder nicht? Nein, argh... Es passt nicht. Die Fahrradkiste ist zu groß für den Übergrößen-Check-In... Hmm. Dann müssen die es zum Flugzeug tragen"

"Gewicht des Fahrers: 80 kg, Rad: 15 kg, Gepäck: 33Kg, Gesamtgewicht: 128 kg, vor dem Abendbrot..."

"Noch weniger als 24 Stunden! Ich drucke mir gerade meine Strecke aus. Vom Flughafen nach Noda, etwa 80 km."

"So, nach einem langen Tag, an dem ich meine Ausrüstung zusammengesucht habe, habe ich es geschafft und habe jetzt alles zusammen. Auf die Plätze, fertig, LOS!"

"Ok, das ist ziemlich cool. Ich kann euch jetzt, dank der Technologiegötter, über mein Handy auf dem Laufenden halten."

"Ich bin momentan dabei meine die 1000 Miles Challenge vorzubereiten: 1600 km durch Japan mit dem Fahrrad."

Thursday, 16 April 2009

Wer bin ich

Mein Name ist Dirk Bischof. Ich träume davon nach Japan zu fahren seitdem ich mit 16 das erste Mal etwas über Samurais, Shoguns, Ninjas, Teezeremonien und die japanische Kultur gelesen habe. Meine Interessen sind Rad fahren (wie ihr euch vielleicht schon gedacht habt), Snowboarden, Martial Arts, Schach und mit Leuten zusammenzusein, die mich und andere inspirieren.

Ich wurde in Deutschland geboren und kam nach London um im Ausland zu studieren und zu arbeiten. 2001 bekam ich die Chance durch die Embrace Cooperation Ltd. ein dreimonatiges Praktikum zu absolvieren, dabei habe ich die Möglichkeiten im Vereinigten Königreich gesehen. In Deutschland war ich arbeitslos und wusste nicht, was ich nach meiner Ausbildung zum Werkzeugmacher mit meinem Leben anfangen sollte. Ich hatte die Option in der Metallverarbeitungsfirma meines Vaters zu arbeiten, aber das wollte ich nicht, da ich mich absolut nicht für die Arbeit mit Metall und Maschinen interessierte (besonders nicht nach 3 1/2 Jahren Ausbildung).

Nach meinem Praktikum im Cricklewood Homeless Concern und nachdem ich drei Monate in London gelebt habe, entschloss ich mich hierher zu ziehen. Seitdem half ich als Projektkoordinator Praktika für andere Leute, die zu Embrace kamen, zu organisieren. Im Jahr 2004 wurde Embrace zu einer gemeinnützigen Organisation und ich zum Geschäftsführer - eine riesige Herausforderung, aber auch eine ebensolche Möglichkeit. In der Zwischenzeit konnte ich Betriebswirtschaftslehre und Sozialanthropologie studieren, was mir in Deutschland nicht ohne Weiteres möglich gewesen wäre, da es das deutsche System nicht uneingeschränkt zulässt gleichzeitig zu studieren und zu arbeiten.

Die Dinge haben sich seitdem entwickelt. Embrace beherbergt und sendet nun mehr als 150 junge Erwachsene im Jahr, die nationale und internationale Praktika absolvieren bzw. an kulturellen Austauschprogrammen teilnehmen. Zudem veranstalten wir diverse Projekte in den Bereichen Medien, Umwelt und Handwerk. Mir liegt sehr viel daran andere, die wie ich arbeitslos waren, darin zu unterstützen ihre Herausforderungen anzunehmen, sie zu inspirieren und ihnen dabei zu helfen ihren Lebenstraum zu finden und zu verwirklichen. Im Moment weiten wir Projekte in Äthiopien aus, zusammen mit unseren Freunden und Kollegen in diesem wunderschönen Land. 2008 hatte ich die Chance das Land zu besuchen und habe dort viele tolle Menschen getroffen , die teilweise für lokale wohltätige Organisation arbeiten und mit denen wir gemeinsam Pläne für die Zukunft schmieden konnten. Es ist mir auch immer eine Freude Eskender Kassa (links im Bild) zu treffen und mit ihm aufschlussreiche Unterhaltungen über die Bedeutung des Lebens und wie wir dieses Leben lebenswert für uns und unsere Mitmenschen gestalten koennen zu führen.

Jetzt, mit 29 Jahren, wird einer meiner größten Träume Wirklichkeit. Als ein Mensch, der immer versucht das Beste aus Situationen zu machen, möchte ich diesen Lebenstraum mit einem anderen verbinden, der mir sehr am Herzen liegt: Ich möchte junge Erwachsene dabei unterstützen ihre beruflichen Träume zu planen und diese zu verwirklichen. Wie passt das zu der Reise durch Japan? Mit eurer finaziellen Unterstützung wird Embrace einen Fond einrichten, der jungen Erwachsenen dabei hilft ihre Lebensträume auf sinnvolle Art und Weise zu verwirklichen. Wir werden mit diesem Geld den Menschen ihre Ziele ein Stück näher bringen, die voller guter Ideen stecken, jedoch nicht die finanziellen Mittel haben, um diese umzusetzen. Das ist ein weiterer großer Traum von mir und ich hoffe ihn mit eurer Hilfe wahr werden zu lassen.