Die letzten zwei Tage habe ich in Shimonita, nahe dem Arafuyane (ein mehr als 1000 m hoher Berg) verbracht. Dort habe ich mein Lager auf einem verlassenen Feld aufgeschlagen.
Innerhalb weniger Minuten „mussten“ einige Anwohner plötzlich mit ihren Hunden spazieren gehen, sodass sie mich näher unter die Lupe nehmen konnten. Einer von ihnen war sehr begeistert als ich erzählte, dass ich ein Doitsu-jin (Deutscher) bin und er berichtete, dass er je

manden kennt, der Doitsu-go spricht. Nach 20 Minuten kam er zurück mit seinem Bekannten, der neun Jahre in Deutschland gelebt hat und froh war sich mal wieder auf Deutsch unterhalten zu können. Wir haben eine Weile geredet bis er sich auf den Weg machte, nur um kurze Zeit später mit seiner Tochter zurückzukommen, die auch Deutsch spricht und üben wollte. Am nächsten Morgen wachte ich auf, wollte das Zelt vom Regenwasser der letzten Nacht befreien und entdeckte was? Frühstück, frisch gebackenes Brot, Marmelade, einen großen Apfel und einige Kaffeeaufgussbeutel. WOW – was für eine Überraschung! Ich habe in London ein paar kleine Geschenke gekauft, von denen eines nun zum Einsatz kommen konnte. Obwohl ich mich nicht an den Namen des Mannes erinnern konnte, fuhr ich in die Stadt, um ihm das Geschenk zu bringen. Das führte mich zu einer Werkstatt, wo der Chef mit viel Willenskraft und mithilfe seiner Frau versucht hat herauszufinden, was ich möchte. „Nihon-jin, Doitsu-go doko desu ka?“ = „Wo wohnt der Japaner, der Deutsch spricht?“. Anscheinend wusste er das nicht, aber seine Frau brachte mich mit dem Auto zur nächsten Kirche, die von einer Amerikanerin geleitet wird. Sie war nicht da, also fuhren wir wieder zurück zur Werkstatt. Ich sagte „sumimasen“ und „arrigato gozeimashita“ („Entschuldigen Sie die Unannehmlichkeiten und haben Sie

vielen Dank.“) und fuhr zurück zum Camp. Nach einer halben Stunde kam die Frau des Werkstattchefs zu mir mit der frohen Botschaft, dass sie den Mann gefunden hat, den ich gesucht habe: Herr Ishizeki-san (Bild oben; mit seiner Tochter). Er würde am Abend vorbeischauen, um sich mit mir zu unterhalten. Ich entschied mich zu einem Fluss in der Nähe zu gehen und eine Runde zu schwimmen, mir ein paar Bambusstöcke fürs Training zu suchen und einfach die Sonne zu genießen. Als ich zurück kam, fand ich noch eine Überraschung – Mittag! Diesmal bekam ich Reisbällchen in Noda (Algen) und Bambussprossen oder etwas in der Art (Bild rechts). Die kleinen Fischchen, die auf den Sprossen waren, mussten leider zu den Grashüpfern wandern. Zum Nachtisch gab es Erdbeeren – DANKE! Am Abend kam Herr Ishizeki und lud mich zum Abendessen in sein Haus ein. Wir unterhielten uns noch ein wenig auf Deutsch. Seine Frau hat leckeren Salat, Suppe und Reis gemacht (ich habe erklärt, dass ich damit als Vegetarier sehr zufrieden bin). Herr Ishizeki musste dann zu einer Stadtversammlung, also bin ich auch gegangen.
Zurück am Zelt, stellte ich mich schon auf die Nachtruhe ein, bis eine Frau mit ihrem Auto vorbeikam, um sich Erde für ihren Garten zu besorgen. Wie grüssten uns und sie fragte mich wo ich herkomme und wo ich hin will und ich erklärte, dass ich dort in dem Zelt übernachte. 20 Minuten später kam sie zurück mit einer Schale Nudelsuppe, was inzwischen schon eine Anstrengung darstellte, weil ich schon so satt war. Aber ich habe es geschafft. Es leben sehr nette und gastfreundliche Menschen in Shimonita!
Am nächsten Morgen packte ich meine Sachen und war schon ein wenig aufgeregt, heute diesen großen Berg zu überqueren. Zum Frühstück gab es eine Banane und Kaffee, ich hatte nicht mehr, weil ich nicht geplant hatte, so lange auf diesem Feld zu bleiben. Am nächsten Kombini gab es dann Reisbällchen und einen halben Liter Grapefruitsaft, um mich für die anstehende Strecke zu stärken.
Die Straßen zum Berg waren sehr steil und ich bin über insgesamt 16 Brücken und fünf Tunnel gefahren. Zwei der Tunnel waren ganz schön lang und gruselig. Der letzte (1000 m lang) hatte keinen Seitenstreifen, also habe ich alle meine Lichter (drei) in Gang gebracht, einmal tief durchgeatmet und bin dann so schnell wie möglich durchgeradelt. Die LKW hinter mir mussten auf den entgegenkommenden Verkehr warten und der entgegenkommende Verkehr brachte eine Menge Krach und Wind mit sich, sodass es schwer fiel die Kontrolle über das Rad zu behalten. BEÄNGSTIGEND.
Auf der anderen Seite fuhr ich eine kleine Straße hinauf, in der Hoffnung, dass ich dort ein Onsen (Naturbad/ Mineralbad) finden würde. Ich habe den Wegweiser falsch verstanden, denn der Weg führte geradewegs zum Gipfel des Berges. Die Abfahrt fiel dann ein wenig leichter mit Mittag (Toast und Marmelade) im Bauch. Auf halber Stecke entdeckte ich dann das richtige Schild, dass mich zum Naturbad führte.

Hier habe ich dann gerne 800 YEN (6,20 €) bezahlt für ein Bad. Ich war der einzige Besucher und hatte so das ganze Bad für mich allein. Ich legte meine Sachen ab, wusch mich und tauchte dann meinen schmerzenden Körper in das heiße (!!!) Wasser… Autsch. Der Schmerz ging von meinen Beinen zu meinen Armen, über meinen Nacken in meine Schultern – ich hatte mi

r während der Fahrt auf den Berg einen schönen Sonnenbrand geholt. Ich ging dann lieber in das nicht ganz so heiße Bad und duschte dann kalt. Das wiederholte sich mehrmals in den nächsten 40 Minuten bis ich genug hatte und meine Haut weich war wie der bekannte Babypopo. Dann fand ich diesen tollen Massagesessel (Nutzung kostenfrei; Bild rechts), der genau das Richtige für meine schmerzenden Muskeln.
Ich setzte meine Reise fort ins Tal mit 60 km/h Höchstgeschwindigkeit und kühlem Wind im Gesicht. Ich suchte mir ein schönes Plätzchen für mein Zelt: ein Buddhistenschrein. Ich kaufte noch schnell für das Abendbrot ein und suchte mir Holz für mein Lagerfeuer. Es gab dann Erdnüsse und grünen Tee nach einem langen, anstrengenden, aber auch richtig tollen Tag. Ich werde nach einem Tag weiterfahren nach Matsumoto, um mir das Schloss anzusehen und einen Weg aus den Japanischen Alpen, die bis zu 3000 m hoch sind, um zum Meer zu gelangen. Bis jetzt bin ich 200 Meilen (320 km) gefahren und habe jede davon genossen. Also dann bis zur nächsten Berichterstattung! Dirkus Japanensus